Die F-14 Tomcat - Ende einer Legende!
Kurz vor der Außerdienststellung hab ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und bin kurzfristig über den großen Teich gejettet, um dem Biest ein letztes Mal meine Referenz zu erweisen. Viel zu selten hab ich die F-14 in Action gesehen, mein letztes Solodisplay war 1992 beim Air Tournament in Boscombe Down, danach nur noch zwei Landeanflüge in Graz und Gilze Rijen, sonst bestenfalls Bodenausstellung. Das kann es nicht gewesen sein, dachte ich, und die Entscheidung, diese Airshow zu besuchen, war eine meiner weisesten. Die F-14 verkörpert den Traum tausender Airshowfans: Doppelleitwerk, fette Triebwerke und Schwenkflügel, eben ein Biest (also das Gegenteil vom Eurofighter…).

Shop an der Zufahrtstraße

Willkommensgruß

Das Haupttor präsentiert sich auffällig und fotogen. Innerhalb der Basis auf halber Strecke zwischen Maingate und Besucherparkplatz (also dort, wo man interessanterweise nicht parken und später nur unter misstrauischen Blicken des Wachpersonals hin durfte), befindet sich eine kleine, aber sehr feine Ausstellung der Flugzeughistorie aus Oceana. Absolut sehens- und empfehlenswert! Da in diesem Report die Fliegerei im Vordergrund stehen soll und ein Museum den Bericht unnötig sprengen würde, verweise ich auf meinen kleinen Extrafotobericht über die Ausstellung auf der Basis Oceana.

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Ausstellung

So muss ein Straßenschild aussehen

Die Oceana Airshow (und Mitwirkende davon) wurde seit 1997 mehrfach preisgekrönt, sowohl für die beste Website, den besten TV-Spot als auch die beste Airshow Nordamerikas und beste Militärairshow Nordamerikas.

1940 wurde das Gelände, hauptsächlich Farmland, für die spätere Basis von der Navy erworben. Da die nahegelegene NAS Norfolk mit Einschränkungen im Luftraum zu kämpfen hatte, wurde Oceana schließlich in den 50ern zum Master Jet Base Status "befördert". Drei der Runways haben eine Länge von 2.700 Metern, die vierte ist 4 km lang. Aufgabe ist die Ausbildung der F/A-18 Navy Piloten, vorher natürlich hauptsächlich F-14; für SAR-Zwecke sind außerdem drei H-3 Sea Kings stationiert. Die Oceana-Piloten fliegen jährlich rund 219.000 Trainingseinsätze. Das Verhältnis zur umliegenden Bevölkerung ist generell positiv, allerdings wird der Fluglärm der Hornets als lauter empfunden als der vorhergehender Flugzeugtypen. Verstärkt wurde dieser Eindruck, weil die Einführung der lauten Hornet der Außerdienststellung der A-6 Intruder mit zunächst weniger Flugbewegungen folgte; selbst die Tomcat war leiser.


Ein weiteres Problem ist der Mangel an Übungsluftraum, der bedingt durch die recht kleine Reichweite der F/A-18 nur in der Nähe der Basis liegen kann. Das Tüpfelchen auf dem i sind häufige Nachtflugübungen, wenn vor allem im Sommer erst ab ca. 21:00 Uhr Trägerlandungen geübt werden. Einige Einwohner von Virginia liegen deshalb bereits gerichtlich im Clinch mit der Navy, diese hat bereits Maßnahmen zur Lärmreduzierung getroffen. Man sieht, nicht nur wir in Europa haben dieses Problem.

Gott sei Dank waren Ende 2005 noch nicht alle Squadrons mit der F/A-18 ausgerüstet, vier hatten noch die F-14 im Einsatz, zwei davon in Oceana beheimatet: die VF-101 Grim Reapers und VF-32 Swordsmen. Von den beiden waren auch zwei Ausstellungsstücke am Boden ausgestellt, eine F-14 B und eine F/A-18 Super Hornet. Der Rest der Bodenausstellung war ein bunter Mix aus alten und neuen Beständen von Navy und Air Force. In den Hangars war leider nicht allzu viel zu entdecken.

Catalina

B-52

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Es waren noch nicht alle Teilnehmer vor Ort, Freitag morgen folgten noch eine B-52 aus Barksdale und die PBY-5A Catalina. Sie gehört der Fighter Factory, Pilot Bob Hill ist eigentlich Wasserbomberpilot bei Waldbränden. Beide waren aber leider nur am Boden zu bewundern, wie auch die folgenden Maschinen:


Aber nun zur Flugshow: auch wer sich sonst nicht um Wetter und seine Auswirkungen interessiert, ist nicht um die Berichterstattung des Hurrikans "Katrina" gekommen. Und dieser Sturm, der New Orleans zum großen Teil verwüstete, war nur der Höhepunkt einer Reihe von Hurrikans. Einige Wochen später zog "Orphelia" die US-Ostküste nordwärts und hielt kurz vor dem Airshowwochenende ein Verschnaufpäuschen in Höhe von Virginia Beach. Das Ergebnis war zum einen die Absage eines Freiluftkonzerts von Lee Ann Womack im Maingatepark am Donnerstagabend, außerdem hatten wir am Media Day noch so einen Sturm, dass selbst Kameras auf Stativen umgeblasen wurden. Gott sei Dank musste die Show aber nicht abgesagt werden, und gegen Nachmittag normalisierten sich die Windverhältnisse wieder. Der graue Himmel blieb uns aber bis zum frühen Abend erhalten, ebenso die feuchte Luft, die wiederum für ordentliche Ablösungen bei den Highspeedpasses gesorgt hat. Am Freitag aber gab es sowieso keinen Einlass für die Öffentlichkeit, die durfte erst abends zur Twilightshow auf den Platz. So hatten wir also alle Freiheiten dieser Welt und konnten uns bewegen, wo wir wollten (innerhalb der Absperrungen…).

Das Wochenende wurde eingeläutet von der Nationalhymne und der Begrüßungsrede des Commanders Richard "Corky" Erie.
Dann begann die Show, wie man es von einer Master Jet Base erwartet: laut und schmutzig. Beim "Fleet Launch" wurden zwei F/A-18 C von der VFA-136 Squadron, zwei F/A-18 F Superhornet der VFA-211 sowie vier F-14 in die Luft geschickt. Bereits jetzt war Noppenhaut garantiert, und daran war nicht das Wetter schuld!



Während sich die Maschinen weiter außerhalb sammelten, kam von auswärts bereits der erste Showteilnehmer über den Platz. Es folgte eine Landung einer E-2C Hawkeye der VAW-120, aber nur, um sofort darauf mit einem spektakulären Start wieder in die feuchte Luft zu schießen. Der Displaypilot hat die Hawkeye herumgerissen wie einen Jäger, die Hälfte der Zeit befand sich die 24,50 Meter breite Maschine im Messerflug.

Es ist das größte trägergestützte Flugzeug der Welt; die ursprüngliche Version hat einen Vierblattpropeller, diese hier schon geschwungene acht Blatt. Sie ist allwetterflugfähig und bietet alle Frühwarn-, Kommando- und Kontrollfunktionen für eine Trägerkampfgruppe. Weitere Funktionen sind Koordination von Überwachungs-, Angriffs- und Abfangfunktionen sowie Leitung von Such- und Rettungsaktionen. Ihre Hauptsensoren sind Radar, IFF und passive Spürsysteme. Der Name "Eye of the Fleet" (Auge der Flotte) kommt nicht von ungefähr, mit ihrem großen Radom erreicht sie fast die gleichen Fähigkeiten wie ihr großes Pendant, die E-3 Sentry.


Bereits am Anfang jagte ein Höhepunkt den nächsten, jede Vorführung alleine wäre es wert gewesen, als Höhepunkt einer Flugshow angekündigt zu werden.

Dale "Snort" Snodgras ist der Mensch mit den meisten Flugstunden in einer F-14, und diesen Rekord wird ihm schwerlich jemand nehmen können. Während seiner 26 Jahre Dienstzeit hatte er rund 5.000 Flugstunden gesammelt (allerdings nicht nur auf F-14), 12 Jahre lang war er der Demopilot für die Tomcat, nach seiner Pensionierung wechselte er endgültig zur Airshow Szene und sammelt mit seiner F-86 weiter fleißig Stunden. Motto: tief, tiefer, Snort. Wer ihn das erste Mal sieht, krampft unwillkürlich zusammen, wenn man ihn im Messerflug nur wenige Meter über den Boden fegen sieht.
Bis zur 2005er Show hatte Captain Snodgrass rund 500 Tiefstflugvorführungen gezeigt, mittlerweile werden es wesentlich mehr sein, und ich kann nur hoffen, dass er es noch lange macht und er nicht Opfer seines selbst erwählten Risikos wird.


Nach diesem furiosen Auftakt kehrte mit den Fallschirmspringerteams zunächst etwas Ruhe ein.


Die Black Daggers sind das offizielle U.S. Army Special Operations Command Parachute Demonstration Team (uff, was für ein Name).
Das Skyhawks Team kommt von den Canadian Armed Forces. Sie sind bekannt dafür, mit ihren Canopys verschiedene Figuren zu bilden.
Die Red Devils schließlich sind das offizielle Parachute Team der britischen Army. Bei uns in Europa sind eher ihre Kollegen von der RAF, die Falcons bekannt, aber die Red Devils haben schon die eine oder andere Tour durch die Welt gemacht und so ihren Bekanntheitsgrad gesteigert.

Zwei Fallschirmspringerteams sind am Samstag Abend auch in Virginia Beach beim Beach Blast gelandet. Dort im Dunkeln haben sie durch die Anwendung diverser Leucht- und Pyroeffekte begeistert (Black Daggers mit Leuchtfackeln, Red Devils hatten Leuchtstäbe am Körper, die Formen und Skelette zeigten). Die restlichen Vorführungen waren nicht so zahlreich wie in den letzten Jahren, wohl wegen der gestiegenen Spritkosten.

Black Daggers

Skyhawks

Jeweils umkreist von den Red Baron


Das war der erste Teil des Reports über die Oceana Airshow 2005.

Die Fortsetzung finden Sie hier:


===> Oceana Airshow 2005 - Teil 2

===> Oceana Airshow 2005 - Teil 3


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