Fairford 2004

Flugprogramm: Fighter & Bomber


Den Anfang machte die F-18 F Super Hornet zu einem frühmorgendlichen Flug, der aber noch nicht zum Flugprogramm gehörte, eigentlich ist die F-18 nur gestartet, um einen Gast abzuholen. Der Pilot war Ricardo Traven, seines Zeichens Cheftestpilot von Boeing im Superhornet Programm, und der gehörte zu den Abräumern schlechthin. Er hat einen Hattrick geschafft und zum ersten Mal seit Bestehen der Air Tattoo drei von insgesamt sieben Preisen bekommen. Er bekam das King Hussein Memorial Sword für das beste Display allgemein, außerdem von den Friends of IAT den "As the crow flies-Award" und "Best livery", ein Preis sozusagen für das beste Outfit einer Maschine. Ricardo ist Kanadier und wohnt bei den Niagara Fällen. Er war ganz baff, weil er die Maschine schon oft und in allen Teilen der Welt vorgeführt hat, aber Fairford alle seine Erwartungen noch übertroffen hat. Ein Zusammentreffen so vieler und guter Flugzeuge hat er noch nicht gesehen.

F/A-18 F Superhornet

Die Entwicklung der Superhornet begann 1991, Erstflug war Ende November 1995. Die Einsitzerversion F/A-18 E bzw. Doppelsitzer F sind eine in vielen Bereichen neu bzw. weiterentwickelte Version der C und D Typen. Länge und Spannweite wurden um rund einen Meter vergrößert, dadurch gab es zwei zusätzliche Außenstationen, außerdem benötigt man 30% weniger Einzelteile und verarbeitet mehr Verbundwerkstoffe. Durch die eckigen Triebwerkseinlässe erhöht sich der Luftdurchsatz der um 35% stärkeren Triebwerke, die Kraftstoffkapazität erweiterte sich um 30%, die Radarsignatur verringerte sich. Avionik und Cockpit wurden fast unverändert übernommen, aber ein entscheidender Vorteil ist die Tatsache, dass die Maschinen nun eine rund dreieinhalb mal so große Nutzlast zurückbringen können. Das bedeutet, dass teure Präzisionswaffen bei Nichtgebrauch nicht vor der Landung abgeworfen werden müssen. Der Ersatz für die bisherige F/A-18 bedeuten zusätzliche Aufgaben wie Abfangjägereinsatz zum Schutz der Flugzeugträgergruppe, Tag- und Nachtpräzisionsangriffe, Aufklärung, Gefechtsfeldunterstützung und fliegender Gefechtsstand, sogenannte Forward Air Control.

Ausgeliehen von der

USS Abraham Lincoln

B-52 H und B-1 B beim Engine Runup

Hintergrund: FRIAT-Tribüne

Laut und schmutzig

Den ersten Start machte die B-52 H vom 93. Bombergeschwader vom US Air Force Reserve Command aus Barksdale, gefolgt vom Start und einem Überflug der B-1B vom 28. Bombergeschwader vom Air Combat Command an der Ellsworth Air Force Base. Die B-1 kam nach einem sparsamen Überflug schon wieder auf die Piste; Kerosin ist teuer…

Beim Rollen konnte man eine Eigenart des B-52-Fahrwerks sehen. Es kommt ja vor, dass die Maschinen bei starkem Seitenwind landen oder starten müssen. Um sich dabei mit dem windanfälligen Rumpf und den riesigen Flächen besser in den Wind drehen zu können, können die Räder der Runway folgen, während sich die ganze Maschine bis ca. 45° drehen kann. So kommt dieses unwirklich anmutende Rollmanöver zustande. (Leider keine Fotos; in den Genuss dieser Aufnahmen kommen Sie nur im Film)

Start F/A-18 C der Schweiz

Seltene Formation mit Patr. Suisse

... und Soloprogramm

Die Schweizer haben sich was schönes einfallen lassen, sie ließen die Patrouille Suisse zusammen mit ihrer F/A-18 in Formation fliegen. Das Schweizer Kunstflugteam hat in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag mit einer Airshow gefeiert, die sich hinter Fairford nicht die Bohne verstecken muss. Eine dreitägige Show in Payerne, die mindestens so viele Highlights wie die Air Tattoo zu bieten hatte, eher noch mehr. All das bei Kaiserwetter und zahlreichen Highlights und mit der größten Formation, die je den Himmel über der Schweiz überflogen hat: 41 Maschinen, bestehend aus mehreren Kunstflugstaffeln. Den Film über Payerne gibt es ebenso wie den über Fairford und vielen anderen bei der VPH Bochum, den sollten sie sich nicht entgehen lassen!

Nach der Formation folgte eine Solovorführung der Hornet, danach die Patrouille Suisse und als Zückerchen obendrauf noch eine Hunter mit der Originalbemalung der Patrouille Suisse aus 1994, eine echte Rarität.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren meinen Film über die Air ´94 in Buochs in der Schweiz gedreht habe und hin und weg war über diese phantastische Airshow. Traumwetter, Bergwelten drumherum, zahlreiche Staffeln, Highlights wie Su-22 oder JATO-Starts von Mirage III, und zum Schluß flogen 40 Hunter in Formation über den Platz und die Patrouille Suisse feierten ihren 30. Geburtstag. 10 Jahre später feierten die Schweizer ihren 40., und die Organisatoren haben es geschafft, einen Hunter in derselben Bemalung von 1994 in die Luft zu schicken. Das war schon was ganz besonderes. Nur gehörte er diesmal nicht mehr zu den Schweizer Fliegertruppen, sondern zur Hawker Hunter Aviation von der Basis Scampton.

Hunter in alter PS-Bemalung

Die Jaguar GR3 kam von der 16. Reserve Squadron aus Coltishall, Pilot war Flight Lieutenant James Turner. Die Jaguars der RAF sind einsitzige Bodenangriffs- bzw. Aufklärungsflugzeuge, konzipiert wurden sie allerdings von Großbritannien und Frankreich als Jettrainer.

Erstflug war im September 1968 in Frankreich, das erste englische Geschwader wurde im März 1974 mit der Jaguar ausgerüstet. Die Maschine wurde kontinuierlich weiterentwickelt, die letzte Variante ist die GR3A und hat das umfassendste und exakteste Navigations- und Waffenzielsystem aller RAF-Jets und kann Nachteinsätze fliegen.

Der erste belgische Beitrag kam von der 31. Tiger Squadron. Der Pilot John Vandebosch wurde für seine Vorführung mit der Paul Bowen Solo Jet Trophy ausgezeichnet. Es war Vandeboschs Fairford Debut in seinem ersten Jahr als Displaypilot.

Mit einer Träne im Knopfloch können wir uns so langsam aber sicher vom Sea Harrier FA2 verabschieden. Wenn man den Ankündigungen glauben schenken darf, war 2004 die letzte Saison des Senkrechtstarters der Navy. Diese schöne Sonderbemalung kam von der 899. Naval Air Squadron aus Yeovilton.

Sea Harrier aus Yeovilton

Nach dem Start der Mustang folgte das Display einer F-15 C Eagle vom East Coast Demo Team der Langley Air Force Base. Ich will Sie gar nicht lange mit technischen Daten langweilen, die Maschine ist in jeder Hinsicht Extraklasse und darf sicher als der nahezu beste Luftüberlegenheitsjäger der Welt bezeichnet werden. Seine Erfolge in den letzten 15 Jahren sind nicht zu überbieten: 100 Luftsiege ohne einen Verlust bei der Operation Iraqi Freedom, bei Desert Storm zerstörte sie 33 der 35 irakischen Maschinen im Luftkampf, das ganze bei Tag und Nacht, bei jedem Wetter. Ihre Einsatzbereitschaft lag bei 95,5 %. Nach dem Display erfolgten gemeinsame Überflüge der F15 C mit der Mustang, der sogenannte Heritage Flight. Die Geschichte wurde erstmals 1997 in Nellis beim 50-jährigen Jubiläum der US Air Force gezeigt und kam so gut an, dass sie zur ständigen Einrichtung wurde.

Mustang und F-15 C des

Heritage Flight

Nicht zu vergessen...

... das Solodisplay der F-15 C

Der Harrier GR 7 kam vom 20. Geschwader von der Basis Wittering, das liegt ca. 10 km südlich der Basis Cottesmore, wo 2000 und 2001 die Air Tattoo abgehalten wurde, weil die Runway in Fairford ein neues Gesicht bekam. In der Saison 2004 wurde die Vorführmaschine von Flight Lieutenant Chris Margiotta geflogen.

<=== Harrier GR-7

Fouga Magister ===>

Ein Oldie, aber irgendwie ein ewig junger. Nicht nur das Flugzeug, die CM-170 Fouga Magister, sondern auch der Pilot Paul Rorive. Er ist nicht mehr der jüngsten einer, aber von seinem Wesen können sich manche Jungspunde noch was abschneiden. Das Display der Fouga ist so schneidig, wie es die schwachen Triebwerke zulassen, aber er macht das beste draus und schindet Eindruck zum Beispiel mit seinem unnachahmlichen Start in weniger als einem Meter Höhe bis kurz vor Ende der Runway.

Für einen hohen Geräuschpegel hat eine Tornado GR4 von der 15. Reserve Squadron aus dem schottischen Lossiemouth gesorgt. Die Displaycrew für 2004 waren die Flight Lieutenants John Greenhowe und John Nixon. Die 15. Squadron in Lossiemouth ist das größte Jetgeschwader der RAF. Rund um die Basis liegen zahlreiche exzellente Tieffluggebiete. Die Gegenden sind wichtig, weil die Einheit die Operational Conversion Unit für die GR4 ist, das heißt hier werden Besatzungen geschult, es werden Refresherkurse oder Spezialausbildungen absolviert. Die Personaldecke liegt bei rund 400 Mann, wobei alleine rund 50 davon erfahrene Jetbesatzungen sind. Weil es eine Ausbildungseinheit ist, nimmt sie abgesehen von einzelnen Mitgliedern nicht an operationellen Einsätzen teil. Es war nicht immer eine Reserve Squadron, in den beiden Weltkriegen und auch während des Golfkrieges war sie ganz normal im Einsatz. Jetzt aber zu den beiden Johns im Cockpit. Die mitgeführte Spritmenge während eines Displays liegt übrigens bei rund vier Tonnen.

Der Höhepunkt des B-2 Überflugs ist glaube ich nur noch für die Organisatoren und die Reklametafeln ein Highlight. Prinzipiell ist es natürlich toll, eine B-2 in der Show präsentieren zu können, aber was man Jahr für Jahr daraus macht, ist keine große Sache. Man stellt es so dar, als ob extra von der Heimatbasis Whiteman ein 20.000 Meilen Trip für Fairford unternommen werden würde. Das ist natürlich Unsinn, die englische Basis wird nebenbei mitgenommen. Aber dass die Besatzung noch nicht einmal einen zweiten Überflug schafft, geschweige denn eine Landung, ist angesichts der großartigen Ankündigung nicht wirklich beeindruckend.

B-2 Spirit mit Escorte

<=== Im Rahmen vom Meeting "Fighter ´04" flog die niederländische F-16 mit ihrem Piloten Christian van Gestel, Callsign "Louis". Die Maschine wurde von der 322. Squadron gestellt und hat im Rahmen des Concours d `Elegance ebenfalls einen Preis eingeheimst. Auch die Show in Fairford war leider ohne Flareaustoß, den hat er nur auf der Heimatairshow in Volkel gezeigt (Erklärung siehe Payerne-Report).

Leider war wieder ein amerikanischer Pilot am Knüppel der F-117. Im letzten Jahr war es noch ein englischer Austauschpilot, der mit den Red Arrows in Formation flog. Die amerikanischen Piloten scheinen zumindest in Europa nicht so recht zu wissen, wie man Kurven fliegt und wie man die Maschine fotogen präsentiert. Insofern war die Vorführung der eigentlich interessanten Maschine eher nicht so der Bringer.

F-117 A

Die Tornado F-3 entwickelt sich immer mehr zum Publikumsliebling. Sie macht nicht nur ordentlich Krach, sie fliegt auch so, wie man es als Zuschauer gerne hat: tief, laut und schnell; meistens jedenfalls. Sie kommt von der 56. Squadron aus Coningsby. Die Piloten, Flight Lieutenants Tim Freeman und Neil Crawley, haben das Steedman Display Sword für ihre Vorführung bekommen.

Zum Schluss sehen wir die Maschine, die die meisten von uns wohl bis zur Rente begleiten wird. Der Eurofighter hat kürzlich einige wichtige Daten absolviert: am 7. Juni 2004 hob der erste englische Serieneinsitzer zu seinem Erstflug ab! Bisher wurden ja nur Serien-Doppelsitzer produziert.
Außerdem wurden die Typhoons der Royal Air Force am 13. Mai durch eine grundsätzliche Einsatzfreigabe voll abgenommen.
Die ersten Testreihen seien schnell und ohne größere Komplikationen absolviert worden. Das Handling und die Leistungen des Eurofighter werden von der RAF als herausragend bezeichnet.
Die schlechte Presse der letzten Zeit wurde zurückgewiesen; die Einführungsphase des Eurofighters laufe nicht nur planmäßig, die Erwartungen wären sogar noch übertroffen worden.
Weniger rosig war die finanzielle Situation: die Einsätze in Afghanistan und im Irak waren bisher um 2 Mrd. Pfund teurer als angenommen. So borgte man sich 500 Mio vom Eurofighterprogramm, wo man mit Verzögerungen rechnete, die nun aber nicht eintreffen. Harte Entscheidungen stehen an, die alle Teilstreitkräfte betreffen werden. So werden z.B. über 100 Harrier und Jaguar Kampflugzeuge außer Dienst gestellt.

EF-2000 nimmt die Reds unter die Fittiche

Der Doppelsitzer ist nicht unbedingt

ein Ästhetikwunder...

Was wir in Fairford sahen, war kein ausgearbeitetes Display, nur eine Vorführung von Standardfiguren. Aber der Sprecher Sean Moffett hat versprochen, dass es bis zum nächsten Jahr auch für einen Displaypiloten reichen wird.


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