Liebe Airshowfreunde!
So fange ich jeden Airshowfilm an, und es hat einen gewissen feierlichen Unterton. Bei der RIAT in Fairford ist der auch angebracht, handelt es sich doch Jahr für Jahr um eines der weltweiten Highlights in der Airshowwelt.

Die Glückskinder aus Fairford konnten sich einige Teilnehmer an Land ziehen, die eigentlich nur wegen der eine Woche später stattfindenden Messe in Farnborough in der Gegend waren, zum Beispiel die Osprey und die MiG-29 OVT. Ein weiterer Glückstreffer war das Wetter; drei Tage lang pendelte das Thermometer zwischen 25 und 30°C.
Man kann noch so eine perfekte Organisation haben, wenn der Wettergott nicht mitspielt, ist das alles nur die halbe Miete; das haben wir schließlich auch bei der Fußball WM in Deutschland gesehen.

WM-Restbestand

Das interessierte Publikum

Rund 167.000 Zuschauer hatten sich auf der Air Tattoo eingefunden, das waren 4% mehr als im Vorjahr, und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer von denen enttäuscht nach Hause gegangen ist; von Regenschirmverkäufern mal abgesehen.

Generell ist man sicher auf dem richtigen Weg, und die Organisatoren sind bemüht, aus der Show die eierlegende Wollmilchsau zu machen, die es allen und jedem recht machen soll.
Wenn man sich dieses unglaublich breite Spektrum an Aktivitäten am Boden und in der Luft ansieht, kann man wirklich nur anerkennend nicken. Sicher hat man dabei aber auch aus der Not eine Tugend machen müssen, denn die ständig sinkende Zahl an Flugzeugen in der Bodenausstellung hat große Freiflächen hinterlassen, die nun mit Alternativen gefüllt worden sind.

Cheers...

Gast aus Neuseeland


Ich weiß nicht, ob ich irgendwann mal ein paar Worte über die Eintrittspreise verloren habe… Die Tageskarte kostet 36,- Pfund oder umgerechnet 57 Euro. Muss man sich das einfach auf der Zunge zergehen lassen. Ich glaube nicht, dass man irgendwo auf der Welt mehr bezahlt für eine Airshow, zumal Extras wie Grandstand noch dazugerechnet werden müssen. Aber dafür bekommt man 14 Stunden perfektes Entertainment am Boden und in der Luft. Eine Konzertkarte für Robbie Williams kostet auch nicht weniger und ist nur 2 - 3 Stunden gültig. Also alles eine Frage der Sichtweise.

Sicherlich veraltet ist die Einstellung der Briten zu ihren Öffnungszeiten: dass die Tore erst um halb acht geöffnet werden ist absolut kontraproduktiv. Endlose Schlangen vor den Toren erzeugen Unmut, und selbst bei den sehr fairen Briten ist es schwierig, dem Drang nicht nachzugeben und sich vorzuschummeln. Prompt gibt's verständliche Randale. Nachtwesen können davon berichten, dass die letzten Heimkehrer von den Pubs (es gibt keinen Last Call mehr J) noch vor drei Uhr die ersten Wartenden an den Gates treffen. Was soll diese Engstirnigkeit? Wer nur einen Tag kommen will / kann, hat große Probleme, sich außer dem um 10:oo Uhr beginnenden Flugprogramm auch noch der kompletten Bodenausstellung und dem Konzert zu widmen.


Die Air Tattoo hatte wieder einige berühmte Gäste. Der bekannteste dürfte Buzz Aldrin gewesen sein, der 1969 bei der ersten Mondlandung mit von der Partie war.

Ein Jubiläum hat die VC-10 gefeiert, die in diesem Jahr ihr 40. Jahr im Service der Royal Air Force stand.

Ein wesentlich traurigerer Meilenstein war die Ausmusterung der Canberra. Sie stand lange Jahre erst als Bomber, dann als Aufklärer im Dienst, Ende 2006 wurde sie ausgemustert.
Einen Unfall gab es auch zu melden: auf dem Weg zur Air Tattoo ist ein Harrier GR-9 in der Nähe von Kidlington abgestürzt. Gott sei Dank gab es aber außer Sachschaden nichts zu beklagen.


Das Motto der Air Tattoo 2006 war Rapid Global Effect und zeigte die Möglichkeiten auf, wie schnell man heutzutage seine Hardware an die entlegensten Punkte der Erde bringen kann. Weiter will ich aber darauf nicht eingehen, weil ein Motto sowieso selten Auswirkungen auf das Flugprogramm hat. Das sieht man alleine daran, dass noch nicht mal eine britische C-17 am Boden, geschweige denn in der Luft war. Im nahegelegenen Brize Norton war einiges los, das konnte man sehen, aber es hat noch nicht mal für einen Überflug gereicht.

Wir Hardcore Enthusiasten kriegen nun die volle Breitseite ab von der Tatsache, dass immer weniger Flugzeugtypen immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Die Vielfalt auf der Air Tattoo ist kaum noch zu gewährleisten, jedes Jahr sind ein paar neue Ausmusterungen zu verzeichnen, und seitdem auch der Osten westliche Flieger kauft, ist der Ofen ganz aus. Daher wird jeder im Osten gebaute Flieger schon fast frenetisch bejubelt.


Unter dem Strich kann man trotzdem sagen, dass es sicher eine der besten Air Tattoos der vergangenen Jahre war, und wenn man Haare in der Suppe sucht, dann findet man sie sicher in der Höhe der Eintrittspreise, in der Schwierigkeit, Unterkünfte zu finden und in den zahlreichen Unterbrechungen des Flugprogramms, wenn wieder irgendein VIP zwischendurch rausgeflogen werden muss.

Nach dieser ausschweifenden Einleitung nun zu den Unterbereichen dieses Reports:


Fairford 2006: Diverses

Fairford 2006: Teams

Fairford 2006: Solojets & Prop-Fighter


Abschließend noch ein paar Eindrücke der Bodenausstellung im Abendlicht.
Die ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden, man findet schon länger nicht mehr eine Maschine jeder Staffel, sondern beschränkt sich meist auf ein Exemplar eines Flugzeugtyps. Das ist auch absolut in Ordnung und tut keinem weh.

Interessant ist auch die Aufteilung in kleine Gruppen von ähnlichen Maschinen statt eines endlos langen Line Up's. Einige Lücken waren aber schon auffällig, so haben die Italiener alles Verfügbare sofort nach Farnborough geschickt, von den Deutschen waren gerade zwei Tornado und eine CH-53 zu sehen.

Der Gast mit dem längsten Anflugweg war eine Boeing 707 aus Neuseeland.

Nimrod

B-1 B

Canberra

A-7 Corsair

Türkische Phantom

Am auffälligsten war noch eine C-130 aus Pakistan. Sie war auffällig bemalt als Dank-Botschaft für die starke Unterstützung, die ihnen nach dem Erdbeben 2005 widerfahren ist. Für die Bemalung und die dazugehörige Geste haben sie gleich drei Preise eingeheimst inclusive des Concours d'Elegance. Die Bemalung war erst zwei Tage vor dem Abflug nach Fairford fertig geworden.

Pakistanische C-130

Es war sicher schwierig, gerade während der unruhigen Zeiten im Mittleren Osten eine Flugshow dieses Kalibers auf die Beine zu stellen (man denke an die Cowboymentalität der israelischen Truppen im Libanon und ihre Folgen).
An die Teilnehmerzahlen aus den 90ern mit 450 Flugzeugen werden wir wohl nie wieder anknüpfen, aber immerhin 300 Stück aus 24 Ländern sind es geworden.

Die Verkehrsprobleme haben sich im Rahmen gehalten, und auch für die leidigen Sicherheitskontrollen hat man mittlerweile gangbare Wege gefunden.

Die Kombination von tollem Flugprogramm in Verbindung mit diesem Wetter hat eine der besten und erfolgreichsten Air Tattoos der letzten Jahre hervorgebracht.

Die Air Tattoo 2007 wird unter dem Motto 60 Jahre US Air Force stehen, und wenn das Wetter mitspielt, wird es sicher wieder ein unvergessliches Wochenende. Es wird allerdings schwierig, weil kein Farnborough den Fairfordern ihre Highlights ausleihen wird, das Wetter wird ein weiteres Glückskapitel.

Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich, bedanke mich für Ihr Interesse würde mich freuen, wenn Sie mir die Treue halten würden.

Eine DVD über die RIAT 2006 bekommen Sie bei www.vph-airshowvideos.de, wie immer professionell gefilmt und kommentiert!

Tschüß und hoffentlich bis bald,
Ihr und Euer Kai Haarmann


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