Es gibt Legenden am Himmel, die bleiben ewig in Erinnerung. Dazu zählte sicher die Concorde, aber auch die Tomcat kann man nicht einfach in Rente schicken, ohne sie vorher zu würdigen.

Die F-14 hatte sich 2005 noch nicht endgültig aus dem aktiven Dienst verabschiedet, aber ihre Farewellshow hatte sie im Oktober 2005 in Oceana. Im Report über die Show bin ich eher auf die Emotionen und den Last Flight eingegangen, hier möchte ich die Historie und die Technik in den Vordergrund stellen.

Start auf der letzten

"Landbasis" Oceana"

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Die Tomcat wurde ersetzt durch die Hornet und Superhornet, aber viele sind der Auffassung, dass das ein Schritt zurück ist. Die F-14 sind schneller, eine effektivere Verteidigungsplattform und an die Reichweite der F-14 reicht gerade mal die der Superhornet.
Aber die F-18 sind ökonomischer, und die F-14 sind nicht die einzigen Flugzeuge, die wirtschaftlicheren, aber weniger effektiven weichen mussten.

Superhornet

Die F-14 war in den Siebzigern der Ersatz für die Phantom, die sehr erfolgreich sowohl in der Air Force als auch der Navy diente. Dieser Doppelerfolg sollte eigentlich wiederholt werden, daher wurde damals die Entwicklung der F-111 gepusht. Sie sollte ebenfalls in beiden Gattungen fliegen und alle Aufgaben (Jäger, Bomber, Aufklärer) übernehmen. Die F-111 hatte aber einen harten Stand, weil sie von den Air Force Piloten wegen ihrer mangelnden "Rücksicht" abgelehnt wurde (sie hatte kein Heckradar) und weil der Pilot immer den neben ihm sitzenden Copiloten fragen musste, was sich denn gerade so an der Seite tat. Der Navy war sie zusätzlich schlicht zu groß und schwer, um vom Träger aus zu operieren.

So wurde der Weg frei für Grumman, die viel Erfahrung mit dem Bau von Navyfightern hatten. Ihre erfolgreichsten Prop-Muster waren F-4F Wildcat, F-6F Hellcat, F-7F Tigercat und F-8F Bearcat, nach dem Krieg ging es weiter mit den Jets F-9F Cougar, F-9F Panther und F-11F Tiger.

Bei der F-14 wurden trotzdem einige Dinge von der F-111 übernommen: beide sind Schwenkflügler, beide Doppelsitzer, beide nutzten anfangs das gleiche Radar, die Phoenix-Raketen und (bei der F-14 A) das gleiche Triebwerk TF-30.
Mit Einführung der F-14 B 1987 gab es aber das leistungsstärkere F-110 Triebwerk, und die F-14 D bekam schließlich das APG-71 Radar mit 400 km (also der doppelten) Reichweite. Dieses konnte 24 Ziele gleichzeitig erfassen und sechs gleichzeitig bekämpfen. Die Radarreichweite hatte nicht nur Vorteile, so konnten bei Desert Storm irakische MiG's oft früh genug das Weite suchen, weil sie Radaremissionen entdeckten, bevor sie in die Reichweite der Raketen kamen.

Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,4 wurde nur erreicht durch den Einbau variabler Lufteinlässe, die wiederum so kostspielig waren, dass man sie letztlich deaktiviert hat, zumal man eingesehen hat, dass die nun erreichbare Vmax von rund Mach 2,0 vollkommen ausreichte. (Das relativiert den Einwurf, die Hornet sei schlechter, weil langsamer…).

Die Schwenkflügel passen sich automatisch der Geschwindigkeit und den Flugmanövern an. Minimum sind 20° beim Start, Maximum 68° bei Überschallflug. Zum platzsparenden Parken können sie sogar auf (nicht flugfähige) 75° angewinkelt werden.
Luftbremsen liegen oberhalb und unterhalb des Rumpfes jeweils zwischen den Triebwerken, leicht nach vorne versetzt. Von dort werden auch Flares verschossen.

Der größte Teil des Auftriebs kommt interessanterweise nicht von den Flächen, sondern vom Rumpf und der Fläche zwischen den Triebwerken.
Die Triebwerke sind so stark, dass sie sogar Starts von Flugzeugträgerdecks ohne Nachbrenner erlauben. Das erweitert natürlich die ohnehin schon enorme Reichweite ungemein, was wiederum gegen die Hornets spricht, die wesentlich eher schlucken müssen (luftbetankbar sind nur die Superhornets).

Die 20 mm Vulcan Kanone ist wie die Langstrecken Luft-Luft-Rakete AIM-54 Phoenix fast nie im Kampf eingesetzt worden; der erste "echte" Einsatz war der Beschuss von Talibankämpfern im Afghanistan Krieg. Der Einbau resultiert aus den Erfahrungen des Vietnamkrieges mit der F-4.
Weitere Lenkwaffen sind die infrarotgelenkten AIM-9 Sidewinder für Kurzstrecken und die AIM-7 Sparrow für Mittelstrecken.
Vier Sparrows können unter den Rumpf, weitere zwei an Pylone unten den Flächen aufgehängt werden. Theoretisch hätten auch sechs Phoenix angehängt werden können, aber die waren so schwer, dass das Höchstlandegewicht für Trägerlandungen überschritten worden wäre. Und bei dem Preis für die Phoenix wäre es nicht in Frage gekommen, eine (oder gar mehrere) vorher ins Meer zu werfen.

Zur unauffälligen Identifizierung weit entfernter Flugziele diente das TCS, ein Television Camera Set, das gegenüber Radars nicht vom Feind geortet werden können.

Die Bemerkung zum Kriegseinsatz galt allerdings nur für die amerikanischen F-14. Der Iran orderte seinerzeit 80 F-14 A, wovon 79 auch vor der Revolution ausgeliefert wurden. Diese haben während des iranisch-irakischen Krieges einige irakische Maschinen russischer Produktion vom Himmel geholt (mussten selbst aber auch Federn lassen).

Zwischen dem Erstflug 1970 und der Indienststellung 1973 lag nicht nur eitel Sonnenschein, drei der 12 Prototypen stürzten ab, darunter auch das erste Exemplar auf seinem zweiten Flug wegen Hydraulikproblemen. Insgesamt verlor die Navy 35 Tomcats.

Als die F-14 konstruiert wurde, hatte die Navy gute Bodenangriffsmaschinen wie die A-6 Intruder und die A-7 Corsair II, daher wurden der F-14 reine Luftverteidigungsaufgaben zugeordnet. Das änderte sich mit der Außerdienststellung der A-6 und A-7, und plötzlich wurde die Tomcat auch zur "Bombcat" mit über sechs Tonnen Waffenzuladung, meist lasergelenkte Bomben. Die Ziele werden dabei entweder von einer F-18 oder dem eigenen LANTIRN-System markiert.

Als die im Retrodesign bemalte Demo F-14 am letzten Tag der Show endgültig ihre Triebwerke abgestellt hatte, wollten viele der Fans es nicht wahr haben, dass die Zeit der Tomcat auf Airshows definitiv vorbei sein sollte.

Demo-Tomcat im Look der 70er

Ein letztes Taxen an der Crowdline



Das ursprünglich letzte Display fand bereits 2004 auf der Nellis AFB statt, der Abschied hat sich um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben.
Und wann wird definitiv die letzte Tomcat von ihrem letzten Flug zurückkehren? Erst Ende 2006 werden wir es genau wissen; noch während der Show wurden Tomcats bereit gemacht, um 2006 einen langfristigen weiteren Einsatz auf der "Roosevelt" zu bestehen.

Das Sterben der Navy-Kater dauert lange, und Katzen haben sieben Leben, oder?

Ihr und euer
Kai Haarmann


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