Selten hat die Air Tattoo wohl unter einem bedeutenderen Motto gestanden als 2003. Zu feiern gab es den 100. Jahrestag des ersten motorisierten Fluges in der Geschichte der Menschheit, dazu gab es eine Bodenausstellung, die einen fast zu feuchten Augen rühren konnte.

Noch viel über die Hintergründe der Show in Fairford zu erzählen hieße Eulen nach Athen tragen; es ist schlicht Kult, dabei zu sein. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es diese Verbindung von gigantischer Flugshow, Wohltätigkeitsveranstaltung, Geschichtskunde und Happening an ein und demselben Fleck. Für den Besucher ist es auch eine Geldvernichtungsmaschinerie, die von Jahr zu Jahr perfektioniert wird. Mit den Eintrittsgeldern plus Neben- und Reisekosten kriegt man bequem einen einwöchigen bescheidenen Urlaub finanziert. Aber wer will das schon, wenn Fairford lockt? Geben wir's doch zu, die meisten von uns sind begeisterte Rückfallstäter, die jedes Mal, wenn wir das Portemonnaie zücken müssen, ein gezwungenes Grinsen aufsetzen und uns selbst gegenüber rechtfertigen: es ist doch für den guten Zweck!

Erwähnenswertes am Rande:
Stichwort Photo-Bus-Tours: viele werden die Sightseeingtrips mit den Doppeldeckerbussen vermisst haben. Die gab es nur noch stark eingeschränkt, morgens und abends für je zwei Stunden. Tagsüber lief nichts mehr, und auch die große Schleife durch die Nordseite der Basis ist auf eine kleine Kurve geschrumpft. Nicht geschrumpft ist allerdings der Fahrpreis, der mit 10 Pfund, also über 15 Euro unter der Rubrik Raubrittertum läuft. Aber da war er wieder, der gute Zweck…

Geradezu armselig war die Teilnahme östlicher Maschinen. Es waren gerade mal die Iskras (und die auch nur an einem Tag), und eine ungarische MiG-29, mehr nicht. Die deutsche MiG war gar nicht erst am Start. Aber die deutschen MiG's hatten sowieso ein schlechtes Jahr, man hat sie kaum zu Gesicht bekommen. Selbst beim deutschen Heimspiel auf dem Airday in Eggebek flog keine, weil unser aller Verteidigungsminister Struck beliebte, einen Tag später eine Privatvorstellung für sich zu reservieren.

Außerdem wären noch die Sicherheitsvorkehrungen zu erwähnen. Es besteht kein Zweifel darüber, dass sie notwendig sind. Viele dieser Vorkehrungen waren für die Zuschauer nicht spür- und sichtbar, um die Körper- und Gepäckchecks morgens konnte sich aber niemand drücken. Die versprochenen Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr hat man nur bedingt gespürt. Bereits morgens um sechs waren die Schlangen der Besucher vor den Toren mehrere Hundert Meter lang, und als um 7:30 die Ketten gelöst wurden, ging es zu wie beim Freibierstand. Die Sicherheitszone war auf ca. 100 Meter Länge und 50 Meter Breite vergrößert worden, trotzdem fehlte es immer noch an Ausweichtoren. Nein, angenehm war das alles nicht, aber der 11. September wird uns nun wohl dauernd begleiten.

Über die Eintrittspreise rege ich mich jährlich auf, aber das wird nichts nützen, denn wenn man trotzdem immer wieder kommt und wenn auch zähneknirschend seinen Obolus löhnt, sehen die Veranstalter keine Veranlassung, ihre Preispolitik zu ändern.

Wer allerdings erwartet, mit steigenden Ticketpreisen ein immer umfangreicheres Programm geboten zu kriegen, der irrt. Das soll keineswegs heißen, dass es schlecht war; im Gegenteil. Man bekommt nirgends mehr geboten, und von Kleinigkeiten abgesehen war es eine perfekte und runde Show. Aber echte Kicks und Raritäten werden immer seltener. Teams wie Duha, Ukrainian Falcons, Russian Testpilots oder Solisten wie F-15, Su-27 usw. stehen einfach nicht mehr im Programm, noch nicht mal eine B-52 gab es im Flug zu sehen. Ein Display des Eurofighter, das eigentlich mittlerweile gerade in England selbstverständlich sein sollte, war hier der Höhepunkt. Die damals traditionellen Massenüberflüge am Ende haben sich auf zweimal vier Jets beschränkt.

Es stimmt, dass man nirgendwo sonst mehr geboten kriegt, aber nirgendwo anders zahlt man auch 50 Euro Eintritt pro Tag. An dieser Stelle verweise ich gerne auf unsere Freunde von der Airpower in Zeltweg, die ein fast ebenbürtiges Programm für Null Eintritt bieten. Da steckt zwar kein guter Zweck hinter, aber für die Tourismusindustrie in der Steiermark ist die Show eine Goldgrube. Die Zuschauerzahlen sprechen für sich, die Österreicher haben in diesem Jahr die 250.000er Marke erreicht. Deswegen in England auf Besserung zu hoffen wäre aber naiv. Trotzdem haben die Engländer einen Rückschlag einstecken müssen: 80.000 Zuschauer am Samstag und 70.000 am Sonntag sind nicht unbedingt rekordverdächtig. Abgesehen von den Ticketpreisen waren aber auch andere Gründe schuld: 60 km entfernt fand der Formel Eins Preis von Silverstone statt, und bereits im Frühling wurde eins der zugkräftigsten Mottos der Air Tattoo gecancelt: Defence 2003. Das soll im Folgejahr nachgeholt werden. Die geschrumpften Zuschauerzahlen, es wurden rund 75.000 mehr erwartet, werden sich sicher in den Preisen der Eintrittskarten der nächsten Jahre niederschlagen. Um auf den Schnitt zu kommen, werden die Karten teurer, also werden noch weniger Leute kommen, da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Da bei so einer Megashow ein zu umfangreicher Einzelbericht entstehen würde, habe ich auch diesmal den Report in folgende Themenbereiche gesplittet.

Klicken sie sich durch das folgende Menü, ich wünsche Ihnen viel Spaß!


Fairford 2003 - Die Solisten

Fairford 2003 - Die Teams

Fairford 2003 - Die Bodenausstellung


Wenn Sie die drei Links "abgearbeitet" haben, sind Sie hier am Ende der Air Tattoo 2003 angekommen. Die Zuschauer im Jumbo haben das letzte Display schon gar nicht mehr mitbekommen, sie haben sich wieder auf die Strümpfe Richtung London gemacht. Nach dem Start sind die Zuschauer noch zum Konzert der drei Royal Air Force Bands geströmt.

Zuschauer-Shuttle für besser Betuchte

RAF Konzert

Werbetruck der NAVY

Mit den stimmungsvollen Aufnahmen verabschiede ich mich, bedanke mich für Ihr Interesse und würde mich freuen, wenn Sie mich in guter Erinnerung behalten.

In diesem Sinne bis zur nächsten Airshow.

Es lohnt sich, bis zum Schluß zu bleiben...

.



Alles Gute
Ihr und euer Kai Haarmann


Startseite

Navigation