Da die Canadian Snowbirds auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken können, haben wir beschlossen, ein Special über die Snowbirds zu machen. Auf eine Europatournee hat man bisher vergeblich gewartet (das wird sich auch nicht ändern), daher haben wir Bildmaterial von Displays in Nellis/Nevada, Page/Arizona und Fort Lauderdale/Florida verwendet.

Das erste kanadische Demoteam waren die 1929 gegründeten Siskins. Sie flogen drei Jahre, und zwar eben diese Siskin, ein 450 PS starkes Flugzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 420 km/h und einer Gipfelhöhe von 9.000 Metern. Es war bewaffnet mit zwei Vickers 303 Maschinengewehren und flog bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Nach den Siskins gab es eine lange Pause, bevor 1959 zum 35. Geburtstag der kanadischen Luftwaffe die Golden Hawks ins Leben gerufen wurden. Mit ihren sechs F-86 flogen sie fünf Jahre lang 317 Demos, meist in Viererformation plus zwei Solisten.

Vier Jahre später, 1967, schlug aus Anlaß des 100. Geburtstags Kanadas die Geburtsstunde der Golden Centennaires. Schon dort wurde die CT-114 Tutor benutzt, ebenfalls 9 Stück. Sie flogen 100 Shows in Kanada und 8 weitere in den USA und begeisterten dabei rund 100 Millionen Zuschauer. Der Kommandeur des Teams war Colonel Philip, der später auch die Snowbirds gegründet hat.

Der Name Snowbirds entstand bei einem Wettbewerb in einer Grundschule, und ihre Feuertaufe hatte die Gruppe am 11. Juli 1971 bei der Saskatchewan Homecoming Airshow, damals noch mit 7 Maschinen. Zwei weitere wurden 1972 als Solisten hinzugefügt.

Zunächst bestand das Programm nur aus Standardmanövern, 1973 wurden erste Aerobaticmanöver hinzugefügt, aber Formationswechsel waren nicht erlaubt. Das änderte sich 1974, als das erste echte Aerobatic Display geflogen wurde. Erst 1977 wurden sie das offizielle Canadian Air Force Demo Team, und ab 1987 hatte sie den vollen Squadron Status als 431. Air Demonstration Squadron. Das war nicht selbstverständlich, weil Demoteams in Kanada aus Kostengründen immer einen harten Stand hatten und sich nie lange hielten. Die Snowbirds bildeten dabei aufgrund der hohen Unterstützung der breiten Öffentlichkeit die erste Ausnahme.

Die rot-weiße Bemalung weist einen zusätzlichen blauen Strich auf; dieser wurde angebracht als Ehrerbietung zu den Golden Centennaires, deren Unterseite blau war.

1990 feierten sie ihr zwanzigjähriges Bestehen und gleichzeitig ihren 1.000. Auftritt, 1993 folgte ihr erster Auftritt außerhalb Nordamerikas, und zwar in Mexico.

Das Team der Snowbirds besteht aus 86 Mann. Vor ihrer Saison, die von Mai bis Oktober geht, fliegen sie für drei Wochen nach Comox in British Columbia, um ihr Programm über fremdem Gebiet zu üben. Die Mitglieder bleiben im allgemeinen drei Jahre im Team.

Die Piloten der 2001er Saison waren in der Reihenfolge Snowbird 1 bis 9 Major Bob Painchaud, Captain Wayne Mott, Captain Maryse Carmichael, die übrigens die einzige weibliche militärische Showpilotin Nordamerikas ist, Captain Chris van Fliet, Captain Warren Wright, Major Ian Searle, Captain Rob Mitchell, Captain Craig Brown und Captain Bob Reichert. Nr. 8 und 9 sind die beiden Solos.

Die Canadair Tutor ist ein in Kanada gebauter doppelsitziger Jettrainer mit nebeneinander liegenden Sitzen. Sie wiegt 3,3 Tonnen, die Top Speed incl. der Rauchtanks liegt bei 750 km/h. Die einzigen Veränderungen der Snowbirdsmaschinen zum Basismodell sind ein Raucherzeuger, ein verstärktes Triebwerk, um die Tiefflugeigenschaften zu verbessern und natürlich die spezielle Bemalung. Ansonsten ist die Tutor von Haus aus ideal für den Formationsflug geeignet.

Trotz des eher behäbigen Äußeren der Tutor haben die "Choreographen" ein Display ausgearbeitet, das sich hinter dem spritzigen Programm der Red Arrows nicht zu verstecken braucht. Als Besonderheit bieten sie eine Formationslandung aller neun Maschinen, sofern die Breite der Runway dies zuläßt.

In der jüngsten Vergangenheit gab es viele Diskussionen um den Fortbestand des Teams, und dem außergewöhnlichen Einsatz, auch von Fans aus aller Welt, scheint momentan die Zukunft gesichert zu sein. Man darf sich aber nicht vor den Problemen versperren, daß einerseits auch in Kanada Finanzprobleme herrschen, außerdem ist die Tutor so betagt, daß sie über kurz oder lang ausgemustert werden muß.

Momentan ist geplant, bis 2006 die Tutor weiter zu fliegen, danach soll auf einen anderen Typ, wahrscheinlich die BAe Hawk gewechselt werden. Wollen wir hoffen, daß es dabei bleibt und wir nicht wieder Angst um die Zukunft eines der größten und besten Jetteams der Welt haben müssen.

Die Aufnahmen in diesem Report stammen von den Displays in Page / Arizona (1997), Nellis / Nevada (1997) und Ft. Lauderdale / Florida (2001).


Ihr und Euer Kai Haarmann


Startseite

Navigation