An einem bewölkten Samstagmorgen erwartete die Base Aerienne 701 in Salon de Provence den französischen Präsidenten Jaques Chirac. Der kam, um der Paradetruppe der Armee de l'Air, der Patrouille de France zum 50. Bühnenjubiläum zu gratulieren. Erwartet hat ihn aber nicht nur die Ehrenfront, sondern knapp 100 Demonstranten vor den Toren der Basis, um über die Rentenpolitik zu schimpfen. Von denen hat der Präsident eh nichts gesehen, aber der Media Day begann mit einem kilometerlangen Stau in alle Richtungen, so dass wieder einmal die Falschen getroffen wurden. Danke!

Dem Präsidenten zur Seite standen die Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie, der Stabschef der Luftwaffe General Richard Wolsztynski und der Chef der Flugschule Jean-Pierre Martin. Außerdem stießen noch einige der früheren Leader der Patrouille dazu und gaben Ihr Wissen an den Präsidenten weiter. Nach Abschreiten der Ehrenfront hat er sich die alten Maschinen der Patrouille erklären lassen und Smalltalk mit den Ehemaligen gemacht.

Präsident Chirac mit Gefolge

Ich verzichte in diesem Report auf eine ausführliche Beschreibung der Historie der Patrouille und verweise stattdessen auf meinen gesonderten Bericht (Bericht folgt demnächst), dort erfahren Sie alle Infos über Geschichte, Technik und Teammitglieder.


History und Basis:
Die Basis hat den Namen Base Aerienne 701 "General Pinaud" und wurde 1936 eingeweiht. Sie ist 445 Hektar groß und liegt mit ihrem Territorium sowohl in der Ortschaft Salon als auch in Lancon de Provence. Hier arbeiten rund 2.300 Personen, darunter 300 Zivilisten und zwischen 550 und 700 Auszubildende und Flugschüler. Außer während des Weltkrieges war die Basis seit 1937 ununterbrochen der Sitz der Ecole de l'Air.

Morgenstimmungen: das Dorf Salon, ...

Transall über leerem Parkplatz und...

verwaiste VIP-Stühle

Im VIP-Zelt, wo abends Aftershowparty und...

...Gratulationen stattfanden, waren tagsüber nur...

...Kuchen, Bilder und wichtige Leute zu sehen.

Auf dem riesigen Gelände tummelten sich am Sonntag ungefähr 100.000 Zuschauer, die sich schon früh morgens bei 25° Hitze eingefunden hatten. Das Gelände war sehr seltsam aufgeteilt, die Zuschauer befanden sich in einem großen Sack. Auf einer Seite befand sich der Eingang, dann hatte man zur Rechten die Runway, zur Linken befand sich aber die Displayachse, geradeaus in zwei km Entfernung einfach nur Zaun und Gegend. Das hatte zur Folge, dass man sich die Starts und Landungen getrost von der Backe putzen konnte, wenn man sich nah am fliegerischen Geschehen aufhalten wollte. Viele der Zuschauer, die sich mit den örtlichen Gegebenheiten nicht auskannten, haben sich morgens einen Platz am Zaun zur Runway erkämpft und ziemlich sparsam aus der Wäsche gesehen, als sich die Fliegerei weit entfernt in ihrem Rücken abspielte. Das war dann dumm gelaufen.

Gedenkmonument

Hauptgebäude der Flugschule

Fighter gab's nur im Static

Junger Fan, nett in Szene ...

... gesetzt (Videokunden wohlbekannt...)

Noch jüngerer Fan

Das Flugprogramm hatte auch seine Eigenheiten, denn man hatte von morgens bis abends keinen einzigen Fighter zu bieten. Es ging los mit einer schönen alten Noratlas, die einige Fallschirmspringer auf Absprunghöhe brachte, und nach zwei sparsamen Überflügen war erst mal wieder zwei Stunden Pause.

Einzig verbliebene...

... flugfähige Noratlas

Die Show:
Wir haben vom Base Commander freundlicherweise die Erlaubnis bekommen, uns auch in der OPS-Zone aufzuhalten, also in dem Bereich, wo sich die Maschinen des Flying Display startbereit machen. Das hat uns natürlich geniale Möglichkeiten eröffnet, so nah an die Flugzeuge wie selten heranzukommen. So sehen Sie auch einige der Preflight Checks, hier z.B die der Patrulla Aguila, des spanischen Aerobaticteams aus der Region Murcia. Vom Anlassen der Triebwerke bis zum Rollen brauchten die Hombres ca. 15 Minuten. Wunderschöne Videoaufnahmen davon und natürlich von der ganzen Show können Sie in unserem Film sehen, der zusammen mit dem Tiger Meet in Cambrai auf einer Kassette erschienen ist. Dort sehen Sie auch tolle Sequenzen, die wir direkt unter der Displayachse bei bestem Wetter gefilmt haben.

Line Up hinter Jubi-Maschine der PaF

Mechanikerin der Aguilas

Rollen zum Start

Weiter ging es mit den Schweizern. Die Patrouille Suisse stand ebenfalls kurz vor einem runden Geburtstag, sie wurde 1964 gegründet und feiert 2004 ihren 40. Geburtstag! Da dieses Jubiläum zeitgleich stattfindet mit dem der Schweizer Fliegertruppen, wird es endlich mal wieder eine richtig heftige Airshow in der Schweiz geben, den Airday in Payerne am ersten Septemberwochenende.

Unter dem Kommando von Tiger Zero Daniel Hösli, der am Boden mit kritischen Augen alles unter seinen Fittichen hat, flogen in der Reihenfolge Tiger One bis Tiger Six Daniel Stämpfli, Thomas Peier, Nicolas Mauron, Nils Hämmerli und die beiden Solisten Daniel Siegenthaler und Marcel Mühlethaler. Sprecher waren Mario Winiger und Alban Wirz.
Am Boden unterstützt wurden sie von einer 23-köpfigen Logistik- und Mechanikercrew unter der Leitung von Gerhard Durrer.

Preflight Checks

Doppelpfeil

Alinghi

Der Tiger ist ein Raumschutzjäger mit knapp 15 Metern Länge und gut 8 Metern Breite. Obwohl die F-5 eigentlich ein schnittiges Flugzeug ist und eine phantastische Bemalung hat, war die gute alte Hunter, die 1994 ausgemustert wurde, für den Showflug besser geeignet, weil sie wesentlich besser zu sehen war und eine charakteristischere Silhouette hatte. Die Hunter war aber natürlich veraltet, und abgesehen davon, dass sie die Anforderungen der Luftwaffe nicht mehr erfüllen konnte, fehlte es gegen Ende an Piloten, die überhaupt die erforderlich Lizenz dafür hatten.
Genauso geht es übrigens der Mirage III RS, die Ende 2003 ausgemustert wurde. Eine tolle Maschine mit vielen Fans, deren Aufgaben aber von der F/A-18 übernommen werden. Eine letzte Gelegenheit, die Mirage in Action zu erleben, hatte man auf der Axalp 2003; wohl dem, der die Mühen auf sich genommen hat und sich dieses Spektakel in 2.300 Metern Höhe noch einmal angesehen hat.

Solocrossing

Flares zum Finale

Zu recht stolzgeschwellt: das Team

Die Frecce Tricolori flogen im Jahr 2003 unter dem Kommando von Mauricio de Rinaldis, ihr Leader war Paolo Tarantino. Die weiteren Kameraden waren Urbano Floreani, Rudy Barassi, Marco Lant, Davide Capponi, Simone Pagliani, Andrea Braga, Massimo Tammaro und Andrea Rossi. Für 2004 ist geplant, dass Paolo Tarantino Commander wird und Massimo Tammaro Leader.

Frecce in der OPS-Zone

Leader P. Tarantino

Suchbild

Auch die Red Arrows standen kurz vor ihrem 40. Geburtstag; sie sind genauso alt wie die Schweizer. Zum zweiten Mal steht Squadron Leader Spike Jepson an ihrer Spitze, die Nr. zwei bis neun sind Jez Griggs, Dunc Mason, Dan Simmons, John Green, Myles Garland, David Thomas, Antony Parkinson und Christian Gleave.

Red Arrows

Einspritzdüsen für bunten Rauch

"Merkzettel" des Kameramannes

Voraussetzung für eine Teamaufnahme sind mindestens 1.500 Flugstunden und eine Saison auf einem der Frontlinejets Tornado, Harrier oder Jaguar. Einmal aufgenommen bleiben sie für drei Jahre und kehren danach zu einem Jetverband zurück. Jährlich werden drei Mitglieder ausgetauscht.
Der Team Leader muß mindestens den Rang eines Squadron Leaders haben und vorher drei Jahre bei den Reds geflogen sein.
Die Arrows müssen nicht nur fliegerisch gut drauf sein, sie müssen sich auch blind vertrauen können und perfekt miteinander auskommen. Daher wird die endgültige Entscheidung bei einem gemeinsamen Meeting unter Vorsitz des Kommandanten der Central Flying School getroffen.
Ersatzpiloten gibt es nicht; fällt jemand wegen Krankheit aus, wird nur in Achterformation geflogen. Fällt einmal eine Hawk aus, steht aber immer eine Ersatzmaschine zur Verfügung, die 2003 Jahr von Steve Underwood hin- und herbewegt wird.
Stationiert sind sie in Scampton.

Das Team Iskra aus Polen gehört zum First Air Training Center, dem ursprünglichen 58. Air Training Regiment in Deblin. Ihre Maschinen sind die TS-11 Iskra, dem Basistrainer der polnischen Luftwaffe, sie werden außerdem für Patrouillen- und Aufklärungsflüge eingesetzt.

450 Exemplare sind gebaut worden, davon wurden 50 nach Indien verkauft, 150 sind in Polen geblieben.
Der Zweisitzer hat ein Triebwerk mit 10,8 Kilonewton Schub, die die Maschine auf 380 Knoten beschleunigen und auf 12 km Höhe verhelfen bei einer maximalen Reichweite von rund 400 km. Die Bewaffnung sind zwei 23mm Kanonen und 450 Kilo Außenlasten an vier Aufhängepunkten.
Ihr Nachfolger, die I-22 Iryda, wurde Mitte der 90er ausgeliefert. Nach einem Crash im Januar 1996 wurden die Maschinen aber gegroundet, wegen eines Konstruktionsfehlers am Heck wieder zum Hersteller geschickt und sind nie wiedergekehrt.

Hier in Salon haben die Iskras zweimal die gelbe Karte gekriegt wegen eines zu niedrigen Überfluges des Solisten. Als sie am Sonntag die gleiche Kapriole gebracht haben, wurde ihr Display kurzerhand abgebrochen.

Team Iskra

aus Polen

Split des Solisten

Zu low, der Level

Zwischendurch gab es ein paar Einlagen der europäischen Kunstflugmeisterschaften. Die Cap 232 besitzt ähnliche Flugeigenschaften wie die Extra 300, besitzt ebenfalls einen 300 PS-Lycoming Motor und ist für Belastungen von bis zu +10 und -10 g konzipiert. Die max. Geschwindigkeit liegt etwas über 400 km/h, bei weniger als 105 km/h, bei der sogenannten Stallgeschwindigkeit, würde sie abschmieren.
In der Rollrate überragt sie mit 420° pro Sekunde die Extra um eine Sechstel Umdrehung.

Cap 232 der Armee de l'air

Commander der Green March

Erster Split der Green March

Wir bleiben beim gleichen Flugzeugtyp. Die marokkanischen Green March fliegen sieben Maschinen dieses Typs, und als Eigenheit bleiben sie in den ersten Minuten durch Seile miteinander verbunden. Die Halterung der Seile ist so konzipiert, dass sie einer Luftstömung von 400 km/h widerstehen. Ihr Heimatflughafen ist Marrakesch.

Gut zu sehen: die Seile

Abschlußdefilée

Zum Abschluß flogen die Geburtstagskinder ein phantastisches und fehlerloses Display. Der Leader der 2003er Mannschaft war Christophe Giraud, 32 Jahre alt und im dritten Jahr im Team. Athos 2 war Guillaume Paul, 33 Jahre und im ersten Jahr dabei, genau wir die Nr. 3 Jean Louis Roland. Der dritte Neuling im Team war der 31-jährige Arnaud Amberg als Nr. 4. Mit drei Jahren Mitgliedschaft ein alter Hase war Athos 5 Jean Christophe Lespade. Der Dienstälteste mit sechs Jahren war Olivier Boulay, auch sonst mit 38 Jahren der Methusalem der Franzosen. Die beiden Solos waren Nr. 7, Michel Talichet, 36 Jahre und Athos 8, Stephane Praud; beide zwei bzw. drei Jahre dabei. Als Reserve stand im Hintergrund Lionel Fricker bereit. Der hatte unter anderem die Ehre, bei den Frecce Tricolori auf dem Backseat Platz nehmen zu dürfen. Dafür ist ihm auf der Aftershow-Party eine schicke Urkunde überreicht worden.

Patrouille de France

in Perfektion...

... und Harmonie

Auf die nächsten 50 Jahre!

Team mit Basecommander und mir

Damit war die Show in Salon de Provence zu Ende. Das größte Manko an diesem schönen Wochenende war das komplette Fehlen von Fightern im Flugprogramm und das mehr als dürftige Static Display.

Im VIP-Zelt hielt Christophe Giraud eine kleine Ansprache, danach hagelte es Gratulationen aller teilnehmenden Teams. Dem Fliegerfreund ist angesichts der schönen Geschenke schon das Wasser im Munde zusammengelaufen. Erwähnenswert war sicher noch, dass unter den Gratulanten auch Freunde bzw. Flieger waren, die ohne Flugzeug nach Salon gekommen sind. Zum Beispiel das schwedische Team 60, die gerne geflogen wären, aber in diesem Jahr nicht im Ausland aufgetreten sind und auch der ehemalige Pilot des belgischen F-16 Solodisplays, Rudy Schoukens hat es sich nicht nehmen lassen, vorbeizukommen.

Team 60, als Fußgänger unterwegs

Abendstimmung

Patrouille im TV

Imposant und in unserem Lande mangels Lobby völlig undenkbar war eine TV-Show, die am Samstag zur besten Sendezeit life in die französischen Wohnzimmer ausgestrahlt wurde. Im Hangar der Patrouille wurde eine Kulisse aufgebaut, und unterbrochen von diversen Gesangseinlagen französischer Stars wurde das Team geehrt und mit Gästen wie z.B. ehemaligen Leadern des Teams überrascht.

Diese Show war ein würdiger Abschluß einer Geburtstagsparty für eines der ältesten und bekanntesten Teams der Welt.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr und Euer Kai Haarmann


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