Miramar!
Es gibt wenige Namen von Airfields auf dieser
Erde, die einem Airshowfan mehr wohlige Schauer über den Rücken jagen. Man
denkt automatisch an Sonne, Palmen, Tomcats, nette Mädels und viel Action. Und
was gibt's wirklich? Sonne, Palmen, leider keine Tomcats, nette Mädels und viel
Action. Miramar ist dem geneigten Filmfan natürlich bekannt aus Top Gun, diese
Elitefliegerschule gibt es aber schon seit 1996 nicht mehr hier, sondern die ist nach
Fallon in Nevada umgezogen. Auch die Navy hat hier kein Hausrecht mehr, man findet
nur noch das USMC (United States Marine Corps).
Die Teilstreitkräfte der USA teilen sich
auf in US Airforce, US Navy, US Marines und die kleinste Einheit, die US Coastguard.
Bei den Marines dienen 172.000 Mann, denen als
Hardware rund 1.000 Flugzeuge und Hubschrauber zur Verfügung stehen. Auf der MCAS
(Marine Corps Air Station) Miramar ist das 3rd Marine Aircraft Wing stationiert. Das
Geschwader wiederum teilt sich auf in Group 11 mit den Green Knights, Vikings, Bats,
Red Devils, Death Rattlers, Sharpshooters, Raiders und Devil Fish sowie die Group 16
mit den Flying Tigers, Heavy Haulers, Warhorses, Wolfpack, Grey Hawks, Evil eyes, White
Knights, Sea Elks und die Forerunners. In der Group 46 finden wir noch Smoke und Raptors.
Das alles sind die überaus klangvollen Namen der hier stationierten Staffeln.
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Grau, aber warm |
Frühmorgens, noch
kein Zuschauer in Sicht |
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Die gute Beziehung der Marines und der Stadt
San Diego beruhen auf Ereignissen des mexikanisch-amerikanischen Krieges 1846. Die
Hintergründe jetzt zu erklären, würde aber ein bisschen zu weit führen.
Erwähnenswert sind sicher noch das nahegelegene Camp Kearny Field, auf dem Charles
Lindbergh einst seine schwierigen Starts geübt hat und der Bau von Flugzeugtragenden
Luftschiffen in den 30ern.
1936 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Runways gebaut und erweitert, und sowohl
Navy als auch Marines teilten sich die Basis, die ab 1945 MCAS Miramar hieß.
1947 gingen die Marines nach El Toro, Miramar wurde wieder eine Naval Auxuliary Air
Station. Der Betrieb ließ immer mehr nach, bis schließlich Mitte der 50er
die Jets Einzug hielten und Miramar zur Navy Master Jet Station wurde. Während
des Vietnam Krieges zeigte sich, dass man dringend eine Schulungsmöglichkeit für
Luftkämpfe benötigte, so wurde 1969 Top Gun gegründet. Im Oktober 1972
landete die erste F-14, seitdem wurden hauptsächlich Tomcat Besatzungen ausgebildet.
1993 wurde beschlossen, die El Toro und Tustin air Stations zu schließen und
die Marines nach Miramar zurückzuverlegen. Die Top Gun Schule wurde nach Fallon
/ Nevada verlegt, und ab 1994 kamen die Marines nach und nach wieder zurück, 1997
war der Umzug abgeschlossen und Miramar wieder vollständig in der Hand der Marines.
MCAS Miramar ist nun das Hauptquartier der Marine Corps Air Bases Western Area, die
aus Miramar, Yuma und Camp Pendleton bestehen.
Die fliegende Ausrüstung des vorhin erwähnten
3rd Marine Aircraft Wing besteht aus F/A-18 und KC-130 Hercules Staffeln sowie aus
CH-46 E Sea Knights und CH-53 E Super Stallions.
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Thunderbird "Replika" |
Hier beheimatete Staffelhardware,
kurzfristig abgeschoben |
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Soviel zur Historie,
nun wenden wir uns der Airshow zu, die ganz bescheiden unter dem Namen
"Thunder over Miramar" auftritt. Die Bodenausstellung ist
beeindruckend und vor allem vielfältig. Platzprobleme sind in
den USA unbekannt, und so konnten kurzerhand alle Maschinen, die sonst
die Flightline füllen, einen halben Kilometer entfernt abgestellt
werden (ich hätte sie mir etwas näher gewünscht, es
war ein beeindruckender Anblick).
Dazwischen waren fast alle Maschinen
abgestellt, die im Laufe des Tages in die Luft gingen. Der Ausdruck
ist schon bald sarkastisch angesichts der Tatsache, dass Sean de Roisier
sein Display leider nicht überlebt hat. Aber davon später.
Auf dem Boden wurde
hauptsächlich Wert auf Warbirds gelegt. Das mag auch daran liegen,
dass die USA nun mal nicht die größte Auswahl an aktuell
aktiven Fightern zu bieten haben wie die europäischen Luftwaffen;
das Thema habe ich schon häufig angesprochen. Und wenn man dann
nur sein eigenes Equipment anbietet, ist das zwangsläufig recht
überschaubar. Macht aber überhaupt nichts, schließlich
war ein ansehnliches Areal abzulaufen und ich persönlich brauche
wirklich nicht von jedem Typ fünf Exemplare, die sich nur durch
andersartige Kokarden unterscheiden.
Hier eine Auswahl:
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Army-Tiger |
Fliegende
Banane aus den 60ern |
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Eine der
zahlreichen, noch |
flugfähigen
DC-3 |
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Bombenschacht
B-17 |
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Unterer
MG-Schütze |
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Abrams |
Superhornet |
Aggressor
F/A-18 |
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QF-4
Phantom Targetdrone |
Starlifter
"Hanoi-Express" |
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Super
Stallion |
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Sea Knight |
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Bugkamera
B-52 |
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Noseart
B-52 |
Ein Blick auf die
Grandstands zeigt: es geht kaum ohne. Der Eintritt zur Show ist zwar
frei, aber ohne die Zusatzausgabe für Box Seats, Chalets oder
Grandstand ist die sicht arg behindert und man wird man weit nach außen
gedrängt.
Das Wetter hat (mal wieder) nur
bedingt mitgespielt. Der Freitag, öffentlicher Trainingstag, war
am besten, und dort hat auch nur das Marine Air-Ground Task Force (MAGTF)
Demonstration Display ohne Einschränkungen stattgefunden. Wolkenbedingt
war es am Samstag und Sonntag nur in abgespeckter Version zu sehen.
Trotzdem war die Show von vorne bis hinten ein Knüller! Eine der
Konkurrenzveranstaltungen, Oceana an der Atlantikküste, ist sicher
durch die Art der Präsentation (häufigere Highspeed Fotopasses)
auch sehr attraktiv, aber die Vielfalt und auch die umfangreichere
Twilightshow sprechen für Miramar. Am Freitag, dem Trainingstag
waren nur rund 50.000 Zuschauer anwesend, am Samstag und Sonntag wurden
immerhin weitere 450.000 Begeisterte gezählt!
Die 2004er Show war sicher nicht
die beste, einerseits wegen des Absturzes, andererseits wegen der Absage
einiger Vorführungen (niedrige Wolkendecke Samstag und Sonntag,
Aufräumarbeiten am Freitag). Aber da ich drei Tage vor Ort war,
konnte ich sicher sein alles sowohl fotografiert als auch gefilmt zu
haben. Auch dank der perfekten Betreuung durch das Media Team, bei
dem ich mich hiermit nochmals herzlich bedanke! Den Film zur Miramar
Airshow gibt es als USA Spezial II bei www.vph-airshowvideos.de in Kürze.
Bevor es losging,
kamen noch die letzten Teilnehmer für die Bodenausstellung an
wie hier die C-5 A Galaxy und die B-1B.
Sprecher war Sandy Sanders, er ist unter den Airshowkommentatoren eine
Legende. Er begann 1965 in Reno und ist einer der wenigen, die diese
Aufgabe als Vollzeitjob bekleiden.
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Galaxy |
Lancer |
Sandy
Sanders |
Dass amerikanische Veranstaltungen
gleich welcher Art immer mit der Hymne eröffnet werden, ist bekannt.
Die einen spielen eine CD, andere lassen den Schülernachwuchs
ans Mikro, in Miramar hat Victoria Robertson die Ohren und Augen verwöhnt.
Sie ist einfach " `n lecker Määdsche"…
Die Eröffnungsrede hat Brig.Gen Carl Jensen gehalten, der "Boss"
von Miramar.
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Victoria
Robertson |
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Brig.
Gen. Jensen |
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Während das Publikum noch
immer auf den Platz strömte, schwebten bereits die Navy Leap Frogs
ein. Sie springen mit 14 Mann aus einer Höhe von rund 4 km und
ziehen die Reißleine bei etwa 1,500 Metern. Dabei erreichen sie
eine Fallgeschwindigkeit von knapp 200 km/h, außer sie treiben
Spielchen, legen die Arme an und gehen senkrecht in die Tiefe, dann
werden gerne auch mal 300 km/h erreicht.
Ein weiterer ruhiger Genosse
war Bret Willat. Er fliegt "Sailplane Magic", eine musikuntermalte
Vorführung mit seinem in Südkalifornien beheimateten Segelflugzeug.
Alles andere als langweilig; Rollen und Loopings und mir Rauchunterstützung.
Die Willats sind ein Familienunternehmen: Mrs. Willat fliegt das Schleppflugzeug,
und die Söhne Garret und Boyd werkeln am Boden, Garret übrigens
als Sprecher.
Die Maschine konnte man abends als "Night Magic" auch in
der Twilightshow mit pyrotechnischen Finessen bewundern.
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Navy
Leap Frogs |
Bret
Willat |
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Nein, es wurde immer noch nicht
lauter. Dan Buchanan hat einen Hanggleiter, er ist auch einer der extrem
ruhigen Teilnehmer. In seiner Jugend hatte er nebenberuflich mit der
Fliegerei zu tun und sich zu Hause seine Flugzeuge selbst gebaut. Nach
einem Sportunfall 1981 wurde er querschnittsgelähmt. Für
viele andere hätte sich das Hobby damit erledigt, aber er hat
die Zähne zusammengebissen, das Beste draus gemacht und war nur
ein Jahr später wieder in der Luft.
Sein Standardspruch lautet: "I have to fly... I can't walk"
(Ich muss fliegen, ich kann doch nicht laufen).
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Er ist nun knapp 50 Jahre alt
und aus dem Airshowzirkus nicht mehr wegzudenken. Ihm wurden bereits
einige Preise verliehen, unter anderem 1999 der "Bill Barber Award
for Showmnanship" in Oshkosh und 2001 der "Special Achievement
Award" vom International Council of Airshows. Seine Vorführung
beginnt mit einem Start von einer von ihm selbst konstruierten rollenden
Plattform, die mit knapp 50 km/h geschleppt wird. Das Ganze geschieht
aber mit einer gehörigen Portion Humor. Während seines Steigfluges
wird sein "Dritte-Welt-Fighter" normalerweise von einem Aerobatikpiloten
"angegriffen", die überlangen Flatterbänder am
Gleiter werden dabei auch schon mal in der Länge arg dezimiert.
Den Part hat in Miramar Eric Beard übernommen, der Sprechfunk
mit dem angsterfüllten Dan und Eric mit dem wahnsinnigen Lachen
wird dem Publikum übertragen. Wer es nicht kennt, macht sich so
seine Gedanken, aber alle Kenner amüsieren sich bestens. Eine
perfekte Show! In 500 m Höhe klinkt sich Dan aus und beginnt seine
mit Musik unterlegte Gleitershow.
Dan ist ebenfalls ein lizensierter
Pyrotechniker. Das heißt, er ist ebenso prädestiniert für
die Twilightshow und kann da so richtig die Sau rauslassen. Absolut
sehenswert, wenngleich ich leider davon keine Fotos bieten kann. Aber,
nicht vergessen, auf der DVD ist alles und noch mehr!
Eric Beard's Fliegerliebe begann
mit 14 Jahren, als er auf einem Flugplatz in Georgia Flugzeuge geputzt
und betankt hat und als Gegenleistung Flugstunden bekam.
Das war aber nur der Start seines Hobbies, Jahre später arbeitete
er für die NASA an Titan Raketen und Shuttles.
Anfang der 80er aber bekam er seine erste Kunstflugstunde und war seitdem
begeistert, lernte weiter und kaufte sich schließlich seine 360
PS Yak-54, die "Russian Thunder". Mit ihr fliegt er seit
knapp 10 Jahren im Airshowzirkus. Die Yak-54 ist eine von nur 7 flugfähigen
auf der ganzen Welt. Sie wurde 1996 in Sarotov gebaut.
Auch er ist in der Twilightshow
zu sehen, er verpulvert bei einer Vorführung rund 250 Pfund Pyrotechnik.
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Der nächste Teilnehmer war Sean deRosier, ein
hoffnungsvolles Talent aus der Gegend von Fairfield, Kalifornien. Er
flog eine blau-gelbe selbstgebaute "SkyRocker" mit kleinen
raucherzeugenden Jetmotoren an den Flügelenden. Das 210 PS starke
Flugzeug wog 900 Kilo und wurde von Sean und seinem Vater gebaut. Höchstgeschwindigkeit
war knapp 300 km/h.
Seine Show war rund fünf Minuten alt (es war 10:15 Uhr), als er
aus einem Looping im Abschwung zu niedrig kam und direkt vor dem Sprecherzelt
flach auf den Boden aufschlug. Es gab keine Explosion, nur eine große
Staubwolke. Zum Zeitpunkt des Absturzes waren erst wenige Hundert Zuschauer
vor Ort, der Crash wurde nur von wenigen bemerkt, ich war der einzige
auf dem Flugplatz, der überhaupt Videoaufnahmen vom Augenblick
des Absturzes hatte (die auch kurze Zeit später schon von mehreren
TV-Sendern gezeigt wurden).
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Sean
deRoisier |
Sekundenbruchteil
vor dem Aufschlag |
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Sean war nicht sofort tot,
er wurde erstversorgt und mit einem SAR Helikopter aus Yuma ins nahe
gelegene Hospital gebracht, wo kurz später offiziell sein Tod
bekannt gegeben wurde. Die Show wurde für zwei Stunden unterbrochen
und gegen Mittag fortgesetzt.
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Lange
Pause bis zum Eintreffen der Helfer |
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Die Meldung
ging sofort in den Äther |
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Das war der erste Teil des Reports
über die Miramar Airshow 2004.
Die Fortsetzung finden Sie hier:
===> Miramar Airshow 2004 - Teil 2
===> Miramar Airshow 2004 - Teil 3
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