Wenn man sich zur Aufgabe stellt, einen interessanten Bericht über ein Geschwader
der Bundesluftwaffe zu schreiben, kommt man nicht am JG 73 vorbei. Das Geschwader war
lange Zeit der einzige Verband mit der Phantom und der MiG-29; bedingt durch diese
perfekten Trainingsmethoden haben die Piloten aus Laage einen erstklassigen Standard.
Weiterhin war die Fulcrumstaffel immer erste Adresse für einen Staffelaustausch.
Nirgendwo sonst hatte man in der westlichen Welt die Möglichkeit, gegen die Fighter
der östlichen Hemisphäre anzutreten. Es sind daher nicht selten Maschinen
aus befreundeten Staaten hier in Laage anzutreffen, genauso wie die erste Staffel mit
ihren MiG's oft auf Tournee ist.
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F-4 F der 732. |
Laage-Tower |
Sea King des SAR-Kommandos |
History:
Die Geschichte geht aber zurück bis zum April des Jahres 1959, als man in Ahlhorn
das JG 73 mit der F-86 gründete. Bereits ein halbes Jahr später siedelten
das Geschwader nach Oldenburg, nur um 1960 die Bleibe in Pferdsfeld zu finden. 1964,
nach der Umrüstung auf die alte Dame Gina, die Fiat G-91, wurde der Verband in
Jagdbombergeschwader 42 umbenannt. Wegen personeller und materieller Schwierigkeiten
bei der Umrüstung griff man kurzfristig wieder auf die F-86, diesmal als Jagdbomber
zurück, bis schließlich 1966 die in Deutschland in Lizenz gebaute G-91 endgültig
Einzug hielt. Wegen der Änderung der NATO-Doktrin erfolgte zum 1. Juli 1967 die
Umbenennung in Leichtes Kampfgeschwader 42.
Ab 1968 fungierte die G-91 auch noch als Aufklärer, aber diese Aufgabe wurde bereits
1971 von der Phantom, der RF-4E übernommen. Zwischen 1974 und ´75 bereitete
man sich auf die Ankunft der neuen Schlachtrösser, der Phantom II F-4F vor. Im
April 1975 erfolgte der Austausch Gina gegen das neue Schlachtroß Phantom II
F-4 F, das Geschwader wurde erneut umbenannt in Jagdbombergeschwader 35.
Die Hauptaufgabe war der Bodenangriff, jedoch wurde gleichzeitig die Rolle der Luftverteidigung
trainiert, damals meist für das 36. Tactical Fighter Wing in Bitburg.
Die erste Staffel hatte eine eigene Geschichte. Zu DDR-Zeiten war das damalige Jagdgeschwader
3, seit 1988 mit MiG-29 ausgerüstet, in Preschen bei Cottbus stationiert. Nach
der Wende wurde es in Erprobungsgeschwader MiG-29 umbenannt, um der Bundesluftwaffe
die Möglichkeit zu geben, die Fähigkeiten der Fulcrum zu testen.
Im Juni ´93 wurde das JG 73 wieder offiziell in Dienst gestellt, allerdings vorerst
in Preschen, und ab hier begann die gemeinsame Geschichte.
Im Oktober ´94 wurde das JaBoG 35 aufgelöst und der Anteil F-4 F in Dienst
des JG 73 gestellt, vorerst noch in Pferdsfeld. Gleichzeitig, von Mitte bis Ende ´94
verlegten die MiG-29 aus Preschen nach Laage, die Pferdsfelder Phantoms folgten im
Sommer 1997. Im September begann der gemeinsame Flugbetrieb der beiden Flugzeugtypen,
und am 18.9. erhielt das Geschwader den Traditionsnamen Steinhoff.
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Gateguards: SU-22 |
Fiat G-91 |
F-104 |
Anfang 2002 bestand das JG 73 aus ca. 200 Offizieren, 800 Unteroffizieren, 300 Mannschaftsdienstgraden
sowie 500 zivilen Mitarbeitern.
Das Geschwader teilt sich auf in drei Gruppen: zum einen natürlich die fliegende
Gruppe, die aus der 1. und 2. Jagdstaffel, der Flugbetriebsstaffel und der geophysikalischen
Beratungsstelle besteht. Dann gibt es die technische Gruppe, das sind die Wartungsstaffel,
Instandsetzungsstaffel, Elektronik- und Nachschubstaffel, und schließlich die
Fliegerhorstgruppe, bestehend aus der Kfz-Transportstaffel, Luftwaffensicherungs- und
Luftwaffensanitätsstaffel.
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Instandsetzungshalle |
Für MiG und F-4 |
Lufteinlässe der
MiG |
Bevor wir uns der fliegenden Zunft zuwenden, hier zwei wichtige Teilbereiche aus
Laage:
Die Instandsetzungsstaffel:
In der Halle werden sowohl Phantom als auch MiG's gewartet. Sie hat eine Fläche
von 4.800 Quadratmetern und wurde im Sommer ´97 als größte freitragende
Dachkonstruktion Europas eingeweiht; sie bietet Platz für zehn Maschinen. Die
Arbeiten umfassen die Wartung an Flugzeugzellen, Triebwerken, Hydrauliksystemen, Schleudersitzen,
auch Druckanzügen und vielem mehr. Dabei unterscheidet man die sogenannten planbaren
Arbeiten, also Inspektionen, und die Störbehebungen aus dem Flugbetrieb heraus.
Mit Einführung des Eurofighters wird aufgrund des hochtechnisierten Waffensystems
die zur Zeit noch eigenständige Elektronikstaffel mit der Instandsetzungsstaffel
verschmelzen.
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Cockpit F-4 (Front) |
Cockpit MiG |
Die Triebwerksinstandsetzung findet in einer eigenen Halle statt, ebenso die Triebwerksprobeläufe
in einer speziellen Lärmschutzhalle. Des weiteren findet man eine kleine, aber
feine Triebwerksausstellung mit Exponaten sowohl der MiG-29 als auch Jägern aus
alten Zeiten.
Die "dritte" Staffel:
Es handelt sich dabei um die Polizeihubschrauberstaffel von Mecklenburg-Vorpommern.
Sie sind auch auf der Basis stationiert, haben natürlich mit dem JG 73 nichts
zu tun, aber nachdem man bei einem zünftigen Kameradschaftsabend mal ein Fässchen
springen lassen hat, sind die Kameraden inoffiziell als dritte Staffel aufgenommen
worden.
Sie fliegen den Eurocopter EC-135. Er bietet gegenüber seinen Vorgängern
einiges an technischen Verbesserungen: so hat er zum Beispiel ARIS, das heißt
Anti Resonance Isolation System und sorgt für minimale Vibrationen. Der lager-
und gelenklose Hauptrotor ist extrem leise, bei einem Ausfall einer Turbine kann jedes
Flugmanöver mit der zweiten problemlos fortgesetzt werden. Der EC-135 bietet Platz
für vier Besatzungsmitglieder und hat Stauraum für z.B. eine Liege.
Er erreicht mit 1.380 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 287 km/h, eine Reichweite
von 750 Kilometern bei einer Steigrate von 10 Metern pro Sekunde und einer Dienstgipfelhöhe
von vier Kilometern.
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"3. Staffel"
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Polizeihubschrauberstaffel |
von Mecklenburg-Vorpommern |
Doch nun zur Vorstellung der Jagdstaffeln und zum Phantom Phlyout!
Hier geht es zum
Report über die 1. Staffel, die
Fabulous Fulcrums
Hier geht es zum
Report über die 2. Staffel, die
Phamous 732
Hier geht es zum
Report über das Phantom Phlyout vom 14. März 2002
Mit dem Flyout ging auch meine Woche Aufenthalt
in Laage zu Ende. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich für die tolle
Aufnahme bei den Kameraden der ersten und zweiten Staffel, und für die perfekte
Unterstützung bei den Aufnahmen sowohl für diesen Report.
Es war eine tolle Woche, die mir gezeigt hat, daß es in dieser oft unangenehmen
Zeit noch "Inseln" gibt, wo das Wort Kameradschaft groß geschrieben
wird.
Eine DVD über das JG 73 bekommen
Sie bei www.vph-airshowvideos.de,
wie immer professionell gefilmt und kommentiert!
Ihr und Euer
Kai Haarmann
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