Die Base Aerienne 132 in Colmar-Meyenheim hatte am 30. Juni 2002 ihre Pforten dem
begeisterten Publikum geöffnet.
Das Static Display an sich war eher dürftig, da man aber fast alle Maschinen des
Flying Display dem Publikum zugänglich aufgestellt hat, ergab sich trotzdem eine
imposante Ausstellung.
History:
Der Grund für die Airshow war der 60. Geburtstag der hier ansässigen
2. Escadron de chasse "Normandie-Niemen". Sie wurde 1942 gegründet und
hat vom Dezember 1942 bis zum Kriegsende an der Ostfront mit ihren Yaks insgesamt 273
Luftsiege erzielt; einmalig für eine Einheit der Armée de l'air. Im Juli
1973 ist sie mit den ersten Mirage F1 C ausgerüstet worden. Seit dem 13. Oktober
1993 sind sie in Colmar stationiert.
Die erste Staffel, die Escadron de chasse "Alsace", am 1. September 1941
gegründet, wurde in Afrika und England eingesetzt und konnte auf 87 Luftsiege
zurückblicken. Auch sie fliegt die Mirage F1 CT.
Die Basis Colmar ist eine der 13 wichtigsten Basen der Armée de l'air. 1951
wurde beschlossen, den Bau in Angriff zu nehmen, 1957 war sie fertiggestellt. Am 25.
Mai 1963 bekam sie ihren immer noch gültigen Namen "Commandant René
Pépin". Das Gebiet ist 450 Hektar groß, die Piste 2.400 Meter lang
und es arbeiten rund 1.500 Soldaten hier.
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Line Up |
"Teamgeist"
in Colmar |
Green March und PaF |
Die feierliche Zeremonie fand bereits am Samstag, dem 29. Juni statt. Zu Gast waren
der Vorsitzende der Vereinigung ehemaliger Soldaten Hamlaoui Mekachera, außerdem
General Jean-Pierre Job, der Chief of Staff der französischen Luftwaffe. Er ist
Kommandant der Ehrenlegion, besitzt zahlreiche Orden und Auszeichnungen, hat die Fluglizenz
für mehrere Flugzeugmuster und über 5.000 Flugstunden auf der F-100, Mirage
F1, Mirage 3, Mirage 2000, Jaguar und Rafale. Anwesend waren natürlich auch der
Kommandant der 2. Staffel, Lieutenant-Colonel Gilles Perrone sowie der Base Commander
Colonel Lois-Michel Testaud. Weiter zu Gast waren der russische Botschafter Koropthov
sowie zahlreiche verdiente Ehemalige. Es wurden fünf verschiedene Orden an acht
verdiente Militärs vergeben, wobei man die Presse verständlicherweise nicht
allzu gern dabei haben wollte.
Außerordentlich schade war die Tatsache, dass eine Formation aus fünf F1,
die am Samstag bei der Zeremonie drei Überflüge machte, bei der Flugschau
leider nicht geflogen ist. Dadurch wurde die Sonderbemalung dem Publikum leider auch
vorenthalten. Die Fotografen unter den Zuschauern werden trotz des genialen Wetters
sicher manche Träne vergossen haben, dass sie die meiste Zeit genau in den Stern
fotografieren mussten und demzufolge nicht allzu farbenfrohe Aufnahmen bekommen haben.
Umso dankbarer sind wir den Veranstaltern, dass sie uns am Samstag beim Training auf
die andere Seite gelassen und uns so die Möglichkeit gegeben haben, auch ein paar
"buntere" Aufnahmen zu machen.
Aufgrund der traditionell guten Beziehungen zu Russland kursierten zunächst Gerüchte,
dass die Russian Knights kommen sollten, aber diese haben leider im Frühjahr ihren
Leader durch schwere Krankheit verloren und mussten demzufolge ihr Programm fast komplett
canceln.
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Defilée der Mirage
F-1 CT |
Französischer Alpha
Jet |
Die Show:
Das Programm begann mit einigen Warbirds. Den Anfang machten eine Spitfire mit
russischen Nationalitätskennzeichen sowie eine Yak-11, gefolgt von der Grumman
F-6 F Hellcat. Nach ihrem Debut im August 1943 wurde die Hellcat zum wichtigsten trägergestützten
Jäger und Jagdbomber der US Navy im 2. Weltkrieg. Auf ihr Konto gingen 75 % aller
Navy-Luftsiege, 5.156 Abschüsse japanischer Flugzeuge. Die Gesamtproduktion belief
sich auf 12.275 Maschinen.
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Yak-11 |
Grumman F-6 F Hellcat |
Fennec |
Das Ursprungsmuster der "Fennec" war die North American T-28 Trojan, ein
Nachfolger des Grundschulflugzeugs T-6 Texan. Die T-28 wurde in zahlreichen Varianten
gebaut, in Frankreich verwandelte Sud-Aviation 245 Stück der T-28 D für die
französischen Luftstreitkräfte in die Fennec als Ersatz für die T-6.
Die P47 Thunderbolt ist das berühmteste aller Republic-Muster und spielte mit
15.677 gebauten Maschinen eine wichtige Rolle im zweiten Weltkrieg. Sie macht ihrem
Spitznamen "Jug" alle Ehre; Jug kommt von Juggernaut und heißt soviel
wie Moloch, kein Wunder bei dem massigen Rumpf. Die technischen Daten sind mindestens
ebenso imposant: 2.570 PS, Höchstgeschwindigkeit knapp 700 km/h ohne Außenlasten,
Dienstgipfelhöhe 12.500 Meter, Reichweite mit Zusatztanks über 3.000 Kilometer.
Eine spezielle Version, die XP-47J erreichte am 2. August 1944 die schnellste je mit
einem Kolbenmotorflugzeug erreichte Geschwindigkeit: 811 km/h.
Die Aerospatiale CM-170 Fouga Magister war das weltweit erste Schulflugzeug mit Strahlantrieb.
Die Aeronavale forderte eine eigene Marineversion dieses Musters, daraus entstand die
CM-175 Zephyr. Allerdings wurden lediglich zwei Prototypen und dreißig Serienflugzeuge
gebaut mit Erstflug 30. Mai 1959.
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Republic P-47 Thunderbolt |
CM-175 Zephyr |
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Die North American OV-10 Bronco wurde entworfen, um ein einfaches, aber effektives
Bodennahunterstützungsflugzeug für den Vietnam-Krieg zu erhalten, das auch
von behelfsmäßigen Pisten aus operieren konnte. Mit ihren zweimal 715 PS
erreicht sie maximal 417 km/h, eine Dienstgipfelhöhe von 8.200 Metern, eine maximale
Reichweite von 2.200 Kilometern (unter Volllast allerdings nur 760 km), geflogen von
zwei Mann Besatzung. Sie ist mit 4 MG's und gut anderthalb Tonnen Außenlasten
bewaffnet. Ihren Erstflug hatte sie im Juli 1965. Einige OV-10 B waren bis weit in
die Achtziger in Deutschland als Zielschlepper in Dienst.
Der Standardtransporter der Franzosen, die C-160 Transall hat leider kein Display gezeigt,
lediglich die Gewinner eines Preisausschreibens waren schuld, dass sich die Maschinen
in die Luft erhoben haben.
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North American |
OV-10 Bronco |
C-160 Transall |
Das Khalifa Jet Team ist der Nachfolger des Apache-Teams. Die roten PC-7 sind gegen
schmucke blaue L-39 Albatros getauscht worden, Sponsor ist die algerische Khalifa-Gruppe.
Gründer und Leader ist Jaques Bothelin mit 8.000 Flugstunden. Die Nummer zwei
ist Phillippe Laloix mit 6000 Flugstunden; er war vorher 5 Jahre bei der Patrouille
de France.
Weitere Mitglieder sind Fransoir Ponsot, Bernard Charbonnel und Christophe Deketelaere,
aber die Khalifas sind erst am 14. Juli mit vier Maschinen geflogen, so dass in Colmar,
zwei Wochen vorher, leider nur zwei Albatros zu sehen waren.
Ein kurzes Gastspiel gab eine der französischen AWACS-Boeings. Ein immer wieder
faszinierendes Display ist das der schwedischen Hercules. Es ist die älteste in
Europa stationierte C-130. Bis auf die fehlenden Fassrollen ist die Vorführung
durchaus mit der der Alenia G-222 der Reparto Sperimentale Volo zu vergleichen. Messerflüge,
zwei abgestellte Motoren, rasante Steigflüge und eine sogenannte Sarajewo-Landung
fordern fast das Letzte aus der "alten Dame" Hercules. Und immer wieder stellt
sich der "Ohh"- und "Ahh-Effekt" ein, wenn bei dem langsamen Überflug
der Mann im weißen Overall in der Ladeluke sichtbar wird. Man weiß nie,
ob man neidisch auf ihn sein soll oder froh, nicht auch dort stehen zu müssen...
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Franz. AWACS |
Schwedische C-130 |
Hercules mit Ausblick |
Ein Paar bildschöner De Havilland Vampire sorgten ebenfalls für Begeisterung.
Sie sind zwar zu zweit geflogen, aber leider nicht in Formation, sondern weit auseinandergezogen.
Es war aber trotzdem eine tolle Sache, zumal sie kaum noch zu sehen sind und die Jets
aus der "Jetgründerzeit" überall Blickfang sind.
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De Havilland Vampire
Team |
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Der Prototyp der CM-170 Fouga Magister (Ursprungsversion der vorher erwähnten
Zephyr) hatte im Juli 1952 Erstflug. Kurz darauf wurden 10 Vorserienflugzeuge, später
weitere 95 für die französische Luftwaffe gebaut. Die Fouga wurde außerdem
in 20 andere Luftwaffen, auch nach Deutschland geliefert. Ihren größten
Bekanntheitsgrad erreichte sie in verschiedenen Demoteams, unter anderem bei der Patrouille
de France. Diese hier ist eine belgische in den Farben der Red Devils.
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Fouga der Red Devils |
Cockpit der Fouga |
Das zweite Team des Tages waren die Royal Jordanian Falcons. Sicher mangels Lautstärke
nicht so eindrucksvoll wie ein Jetteam, aber fliegerisch haben sie mindestens genauso
viel drauf. Wie die Chilenian Halcones fliegen sie die speziell für den Kunstflug
entworfenen Extra 300 des deutschen Flugzeugkonstrukteurs Walter Extra. Mit etwas Glück
kann man ihn am Flugplatz Schwarze Heide bei Dinslaken beim Training bzw. Testflügen
beobachten.
Die direkte Konkurrenz kam aus Marokko, die Green March auf französischen Cap
Maschinen. Außer, dass sie mit drei Flugzeugen mehr fliegen, bieten sie den Kick,
dass sie beim Start und den ersten Formationen mit Tauen aneinandergebunden fliegen.
Das ist nicht weiter gefährlich, zeigt aber die Fähigkeiten der Piloten zum
engen Formationsflug. Beim ersten Break lösen sich die Maschinen und die Gruppe
teilt sich in einen Solisten, ein Paar und die Viererformation.
Endlich war auch die Zeit der echten Jets angebrochen. Mit Rücksicht auf die
umliegende Bevölkerung hat man die lauteren Maschinen in den späteren Nachmittag
gelegt. Den Anfang hat eine Maschine gemacht, die definitiv bald nicht mehr zu sehen
sein wird. Die österreichischen Draken werden in den nächsten Jahren abgelöst,
voraussichtlich durch den Eurofighter Typhoon; ein Vorvertrag wurde bereits unterschrieben.
Allerdings scheint man bereits im August 2002 von der Absicht, 24 EF-2000 zu kaufen,
wieder abgerückt zu sein. Aufgrund der Flutkatastrophe und den sich daraus ergebenden
finanziellen Verpflichtungen "müssen wir eben mit 16 Maschinen auskommen"
(O-Ton Österreichisches Verteidigungsministerium; Stand 08/02).
Der erste deutsche Beitrag war eine Tornado IDS der Luftwaffe. Die Phantom aus Rheine
musste am Sonntag leider am Boden bleiben, weil wegen eines Reifenplatzers die Runway
für einige Zeit gesperrt blieb. Wir waren aber bereits beim Training am Samstag
vor Ort, so dass trotzdem noch ein paar Aufnahmen entstanden sind. Das sonderlackierte
Leitwerk stammt noch vom Phantom-Flyout Ende Januar.
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F-4 F Phantom II |
Tornado IDS |
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Auch das Jaguar Duo "Raffin Mike" war wieder mit von der Partie. Allen
Auflösungsgerüchten des letzten Jahres zum Trotz fliegen sie doch wieder,
sogar mit einer wunderschönen Sonderbemalung.
Das direkte Gegenstück waren die "Voltige Victor" auf ihren Mirage
F1. Sie brillieren ebenfalls Jahr für Jahr aufs Neue durch engsten Formationsflug.
Das erste größere Jetteam waren die Patrouille Suisse. Sie sind in diesem
Jahr auf fast allen größeren europäischen Airshows zu sehen, so auch
in Gilze Rijen, Fairford, Beauvechain und natürlich auch in Axalp. Die schweizer
F-18 hat sich leider in 2002 extrem rar gemacht.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Als nächstes Jetteam kamen die spanischen
Aguilas. Sie waren in Mitteleuropa auch zweimal zu sehen, in Colmar und Fairford, nachdem
sie sich im letzten Jahr sehr zurückgezogen hatten. Wenn man ihre Displays in
den letzten 10 - 15 Jahren vergleicht, kann man nur sagen: Hut ab, Aguilas. Sie haben
sich zu echten Könnern und einer Attraktion am Airshowhimmel gemausert. Einziger
Wermutstropfen: Bei der Formationslandung passierte besagter Reifenplatzer, der zu
einer längeren Blockade der Runway und zum Ausfall der Phantom führte. Sonst
ist aber nichts und niemand zu Schaden gekommen.
Die obligatorische F-16 kam diesmal nicht aus den üblichen Displayländern
Belgien oder Holland, sondern aus Dänemark. Und seine Schau brauchte sich wahrhaftig
nicht hinter den anderen zu verstecken!
Die Turkish Stars hatten ihren einzigen Auftritt in Mitteleuropa hier in Colmar, sonst
hat sie kaum jemand zu Gesicht bekommen. Ihren alten Glanz hatten sie leider nicht
unbedingt, vielleicht auch durch den vergleichsweise eher nüchternen Kommentator.
Die fliegerischen Leistungen waren bis auf ein paar Kleinigkeiten durchaus überzeugend,;positiv
wirkt natürlich vor allem, dass keine Trainer, sondern Fighter geflogen werden.
Auf das Training am Samstag haben sie leider verzichtet, und böse Zungen behaupten,
ihr Flug sei der Freude über das gewonnene Halbfinale bei der Fußball WM
zum Opfer gefallen...
Das Finale nahte in Form der Mirage 2000, des Frontline Jägers und Jagdbombers
der Armée de l'air. Vor 24 Jahren, im März 1978, flog der erste Prototyp.
Sie hat sich zu einer zuverlässigen Maschine gemausert, die ein breitgefächertes
Spektrum an Luft-Luft sowie Luft-Boden Aufgaben abdeckt. Sie beeindruckt durch hohe
Wendigkeit, aber auch hohe Geschwindigkeit und große Kapazität bei der Waffenzuladung.
Damit kommen wir zum Ende der Airshow, die sicher zumindest für das Jahr 2002
als die größte und beste in Frankreich bezeichnet werden kann. Die Patrouille
de France setzt den Schlußstrich unter eine gelungene Veranstaltung, die nicht
nur wegen des tollen Wetters bei allen Zuschauern einen guten bleibenden Eindruck hinterlassen
haben dürfte. Die Piloten der Patrouille de France haben auch in Punkto Öffentlichkeitsarbeit
wieder hervorragende Arbeit geleistet und standen nach der Show zahlreichen Autogrammjägern
und Fans zur Verfügung.
An dieser Stelle vielen Dank an alle Verantwortlichen nicht nur für die Show
an sich, sondern auch für die Unterstützung bei den Film- und Fotoarbeiten.
Das gute Klima wurde noch dadurch unterstrichen, dass wir nicht nach der letzten Landung
vom Platz gefegt wurden, wie es leider in diversen anderen Ländern der Fall ist,
sondern die Zeit hatten, den Tag bei einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen
zu lassen.
Ihr und euer
Kai Haarmann
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