Gibt es einen Wettergott? Mag sein, aber Mitte Oktober 2003 war er im Urlaub und hat seinem Azubi das Feld überlassen. Das Fliegerschießen Axalp war für Fans eine teure und nervenaufreibende Angelegenheit.

Dabei begann die Woche am Montag vielversprechend. Traumwetter, viel Flugbetrieb, aber etwas früh; auf dem Berg waren nur die härtesten Fans. Wobei ich mich eigentlich dazuzähle, aber ich war erst auf dem Weg und bin abends eingetroffen. Immerhin gehört hab ich sie noch… Der Dienstag? Da muss das Mäntelchen des Schweigens herhalten. Kalt, Schneeregen, tief hängende Wolken, kein Flugbetrieb. Showtag Mittwoch? Morgens schlimm. Die Auskunft aus Meiringen und Emmen: heute definitiv kein Flugbetrieb. Obwohl es gegen Mittag aufklarte, hat man sich natürlich an die Aussage gehalten, zumal man für Anfahrt, Auf- und Abstieg rund 4 - 6 Stunden einplanen musste. Das macht man nicht mal eben auf blauen Dunst, erst recht nicht, wenn es heißt, dass eh nichts kommt. Das Ende vom Lied: nachmittags blauer Himmel, auf dem Berg war Krieg, und auf der Ebenfluh standen 50 Ungläubige, die die Aussagen aus Meiringen in den Wind geschossen haben. Die Schlauen! Wir sollten daraus lernen…

Donnerstag! Was sonst? Regen und tiefhängende Wolken. Aus Verzweiflung ein Besuch in Meiringen. Dort war immerhin Flugbetrieb, nur nicht zur Axalp.

Also letzte Hoffnung Ausweichtag Freitag. Und der war endlich so, wie man sich das Fliegerschießen wünscht. Aufstieg bei Vollmond und wolkenlosem Himmel, oben angekommen Treffen der nicht-tot-zu-kriegenden. Der Bodennebel hat sich den ganzen Tag nicht verzogen, wurde sogar dichter, aber bis in unsere 2.300 Meter hat er sich nicht getraut. Alleine der Aufstieg ist für Naturentwöhnte wie mich ein Abenteuer für sich, aber das Salz in der Suppe gab es natürlich erst am KP, also am Kommandoposten.

Das Salz der Suppe entzogen hat wiederum die Tatsache, dass die Trainingsflüge der Mirage ausgefallen sind, weil die 10. Staffel noch bis in die Morgenstunden einer gesellschaftlichen Verpflichtung nachgekommen sind. Es war halt Paady angesagt, aber ungünstiger hätte die wohl kaum liegen können. Schließlich ging es bei dieser Show um die Verabschiedung der Mirage III RS, die am 17. Dezember 2003 ihren Last Flight hatte, da hätte man sich schon wesentlich mehr Präsenz gewünscht. Ich habe jedenfalls aus der Not eine Tugend gemacht und war an einem der Tage in Dübendorf, um direkt am Ort des Geschehens die Mirage hautnah zeigen zu können. Einen gesonderten Report über die III RS finden Sie hier.

Den Anfang des Axalp-Programms haben wieder die Fallschirmspringer gemacht, die diesmal nicht bis Brienz runtergerauscht sind, sondern auf der Ebenfluh gelandet sind.

Zwischendurch gab es die obligatorische Rettung eines Verunglückten mit der Alouette III, im Anschluß wurde mit zwei Pumas eine Feuerlöschübung demonstriert, danach kam das erste Highlight mit acht F-5 Tiger aus Meiringen im scharfen Schuß, gefolgt von der mittlerweile obligatorischen Achterformation.

Wichtigste Teilnehmer waren natürlich die Mirage. Den ersten Überflug haben die beiden als "Black and White" bekannt gewordenen Sonderbemalungen gemacht, es folgte zusammen mit vier weiteren AMIR's der Parcours auf drei verschiedene Ziele rund um die Zuschauer auf der Ebenfluh. Den Abschluß bildete ein gemeinsamer Überflug aller sechs Mirages in Formation. Die Zuschauer hätten sich das Finale sicher noch ein bisschen näher und lauter gewünscht, aber allen Anwesenden kullerte ein Tränchen durch den Augenwinkel, als der Sprecher mit bewegenden Worten das Ende einer Ära und des beliebten Deltajets ankündigte. Das offizielle Ende, der Last Flight, fand am 17. Dezember in Dübendorf statt. Es war ein kurzer, aber sehr schöner Event mit schönen Überflügen von Mirage und vier Maschinen der Patrouille Suisse.

Den Mirage folgte ein simulierter Luftkampf F-5 gegen F/A-18. Dabei spielten die F-5 die Aggressoren, die von den Hornets abgefangen wurden, aber dann türmen wollen.

Erstmals im scharfen Schuß wurden die beiden Hornets vorgeführt. Das singende Geräusch (hohe Schussfolge) der Gatling-Kanonen wollte so gar nicht recht zu dem brachialen Geräusch der Triebwerke passen.

Danach zeigte eine Maschine im Solo-Display, welche Kraft und Wendigkeit in ihr steckt.

Den Schlusspunkt setzte ein weiteres Mal die Patrouille Suisse. Ich ziehe immer wieder den Hut vor dem Team, wie es in diesem schwierigen Umfeld so problemlos das volle Programm demonstriert. Da würde so manch andere Gruppe nach Vorbesichtigung der Gegend dankend ein Display ablehnen und bestenfalls einen Vorbeiflug zeigen.

Bereits nach 90 Minuten (14:00 Uhr - 15:30 Uhr) war der Zauber vorbei und der mühsame Abstieg begann. Wenn man nicht zu den privilegierten VIP's (Flug im Super Puma) gehörte, konnte man locker behaupten, für den Auf- und Abstieg knapp dreimal so lange gebraucht zu haben, wie die Demo gedauert hat. Aber was tut man nicht alles?

Damit begann eine mindestens zweijährige Pause, im Jahr 2004 wird es keine Axalp-Demo geben. Begründet wird dies mit der zeitlichen Nähe zu der Großveranstaltung in Payerne, die am ersten Septemberwochenende stattfindet. Nach vielen Jahren gibt es endlich wieder einen Großflugtag in der Schweiz aus Anlass des Jubiläums der Schweizer Fliegertruppen und der Patrouille Suisse.

Und wir freuen uns drauf!

Bis zum nächsten Mal,
Ihr und Euer Kai Haarmann


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