Gute Fliegermuseen sind in Deutschland nicht unbedingt ein Massenprodukt, umso froher muss man über das Aeronautikum der Marineflieger direkt neben der Basis Nordholz sein.


Es wurde in der heutigen Form 1997 eröffnet, und erst kürzlich ist eine Erweiterung in Angriff genommen worden. Vor der Halle neben dem Eingang befinden sich Graf Zeppelin, in der Halle sind die Exponate, die die Luftschifffahrt betreffen.

Museums-Idyll

Graf Zeppelin


Nordholz war lange Zeit Luftschiffplatz und ist daher den fliegenden Zigarren natürlich besonders verbunden.
In der oberen Galerie ist in vielen Modellen und Schaukästen die Geschichte der Marineflieger von 1913 bis heute thematisiert.


Für den Flugzeugfan interessanter ist natürlich die 36.000 m² große Freifläche, beginnend mit einer Farrey Gannet. Sie war von 1958 bis ´66 unser U-Bootjäger, bevor sie von der Atlantic abgelöst wurde. Die Bundesmarine hatte damals 15 Stück der dreisitzigen Maschine.

Farrey Gannet


Gegenüber sind zwei Dornier Do-28 Skyservant ausgestellt. Von 1971 bis ´76 wurden für die Marine 20 Do-28 gekauft. In der Bundeswehr wurden alle 121 Do-28 1993 aus Rationalisierungsmaßnahmen ausgemustert.

Die Bemalung und Kennungen hat die graue Maschine erst kürzlich im Sommer 2006 erhalten.

Do-28 Skyservant


Auf der P-149 haben über 9.600 Flugschüler das Fliegen gelernt. Die Atlantic dahinter steht erst seit dem Dezember 2005 hier im Museum.

Die Marineflieger erhielten ab 1957 sechs Pembroke als Schul- und Verbindungsflugzeug sowie zur elektronischen Kriegsführung, ausgemustert wurden sie 1974.

Die Sea Hawk war das erste 1-sitzige Kampfflugzeug der Marineflieger. Sie wurde bis 1959 gebaut, Deutschland hat 66 Stück gekauft. Zwischen 1963 und ´66 wurde sie nach und nach durch den Starfighter ersetzt.

P-149

Nase der Seahawk, Atlantic

Pembroke


Die Bundeswehr hatte zwischen 1960 und 1991 916 Starfighter in ihrem Bestand. Von 1963 bis ´81 wurden in Schleswig Jagel beim MFG 1 knapp 132.000 Stunden geflogen, das MFG 2 in Eggebek erreichte von 1965 bis ´86 über 173.000 Flugstunden. Die letzte 104 der Bundeswehr hob am 22. Mai 1991 in Manching mit blau-weißer Sonderbemalung zum letzten Flug ab.

Ihr gegenüber steht eine Fouga CM-170 Magister. Für Deutschland wurde sie bei der Union Süd in Lizenz hergestellt, aber schon Anfang der Sechziger wurde sie bereits wieder ausgemustert, als man die Jetpilotenausbildung in die USA verlegt hat. Diese Maschine ist eigentlich eine französische, die nur mit deutschen Kennzeichen versehen wurde. Mir ist nicht bekannt, dass auch die Marine die Fouga geflogen hat.

F-104 G Starfighter

Fouga Magister


Nebenan haben wir eine Su-22 M4 des ehemaligen NVA-Jagdbombergeschwaders 77. In den 70er und 80ern war sie der Standard-Jagdbomber des Warschauer Pakts. Auch sie ist kein Marineflugzeug, aber es war mal vorgesehen, sie mit den Kennungen des NVA MFG-28 aus Laage zu versehen.

Su-22 M4


Im hinteren Teil sind zwei sonderbemalte Mil-Mi 8 der NVA zu finden. Auch sie sind für ein paar Jahre von der Bundeswehr übernommen worden, aber 1994 ausgemustert worden. Die Hubschraubergeschwader der Volksmarine hatten seit 1974 die Mi-8 geflogen, hauptsächlich beim MHG-18. Als solche hatten sie im September 1990 ihren letzten Flugtag, danach waren sie der Bundeswehr zugehörig.

Mil-Mi 8


Auf diesem Tornado haben bis zum Flyout des MFG 2 Piloten nach dem Last Flight ihre Dusche erhalten. Dahinter steht die Bristol Sycamore, ein fünfsitziger britischer Hubschrauber, von dem 50 Stück an die Bundeswehr geliefert wurden. Vier Stück davon hat im Juni 1958 die Bundesmarine für SAR-Zwecke erhalten.

Auch noch nicht im öffentlichen Teil steht das Gebäude mit einigen Erinnerungsstücken der Marinefliegergeschwader 1 und 2.

Mini-Tornado und Sycamore

MFG-1 Souvenier


Ebenfalls der Tornado mit der Nummer 43-55, den viele von uns Airshowfreaks noch aus den aktiven Zeiten der Marineflieger kennen, steht dort und ist noch abgesperrt. Der ehemalige Kommodore Pichl aus Eggebek hatte höchstselbst die Maschine im August 2005 nach Nordholz geflogen.

Auch die sonderbemalte 45-30 soll aber in absehbarer Zeit seinem Kollegen hier Gesellschaft leisten; zum Zeitpunkt, als dieser Bericht geschrieben wurde (Sommer 2006) stand die Maschine noch auf dem Flugplatz in der Bodenausstellung.

Waren das noch Zeiten damals; Jungs, wie vermissen Euch!

"43-55"


Die VFW-614 schließlich kommt von der Flugbereitschaft in Köln und hat im Aeronautikum ihre Daseinsberechtigung, weil sie damals als möglicher Nachfolger der Atlantic gehandelt wurde. Ansonsten ist sie die ehemalige Kanzlermaschine der Bundesrepublik.

VFW-614

Vielleicht haben Sie Lust bekommen, selbst einen Blick in das Museum zu werfen? Es ist einfach zu finden, direkt neben dem Haupttor zum Fliegerhorst Nordholz.
Es lohnt sich!



Ihr und euer
Kai Haarmann


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